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Erschienen in: Prävention und Gesundheitsförderung 4/2007

01.11.2007 | Bericht aus der Praxis

Aktive Spielsuchtprävention bei Lotterien und Sportwetten in Hamburg

Erste Ergebnisse der Evaluation

verfasst von: Dr. J. Kalke, U. Verthein, G. Farnbacher, C. Haasen

Erschienen in: Prävention und Gesundheitsförderung | Ausgabe 4/2007

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Zusammenfassung

Hintergrund

Das Bundesverfassungsgericht hat den Lotteriegesellschaften auferlegt, die Entstehung von Spielsucht zu bekämpfen. In Hamburg wird deshalb ein Sozialkonzept „Aktive Spielsuchtprävention“ erprobt, das die Bereiche Information, Frühintervention und Beratung umfasst.

Sozialkonzept

Dieses besteht aus den Elementen: Schulung des Personals der Annahmestellen, Einrichtung einer Hotline und Online-Beratung sowie Erstellung von Informationsmaterialien (Flyer, Internet).

Evaluation

Es werden die Effekte der einzelnen Maßnahmen (v. a. der Schulungen) in Bezug auf ihre Umsetzung erfasst, u. a. hinsichtlich der Erkennung von Problemspielern sowie eines angemessenen Umgangs mit ihnen. Fünf Befragungen des Personals der Annahmestellen sind vorgesehen. Ferner werden die Kontakte der Helpline und Online-Beratung erfasst und in diesem Beitrag die Ergebnisse der ersten beiden Befragungen (n=1002) vorgestellt.

Ergebnisse

Aus der Eingangsbefragung ergibt sich u. a., dass das Personal der Annahmestellen einen engen Kontakt zu ihrer Kundschaft hat. 22% der Befragten geben an, Kunden mit einem problematischen Spielverhalten zu haben. Von diesen berichten 40%, sie hätten bei solchen Kunden bisher nichts unternommen. Ihren Kenntnisstand zu den Themen Glücksspielsucht und Hilfeangebot schätzt die Mehrheit als „mittelmäßig“ oder „schlecht“ ein.

Schlussfolgerung

Die Ergebnisse der Eingangsbefragung belegen den Schulungsbedarf und wurden bei der konzeptionellen Gestaltung der Schulungen berücksichtigt.
Fußnoten
1
Kooperationspartner bei diesem Sozialkonzept sind das Büro für Suchtprävention (Träger: Hamburgische Landestelle für Suchtfragen e.V.) und die Akademie Sucht (Träger: Förderverein Interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung).
 
2
Die Begriffe „Sucht“ und „Abhängigkeit“ werden in diesem Beitrag wie im Alltagsgebrauch (synonym) verwendet, da eine Diagnosestellung (nach ICD-10 oder DSM-IV) nicht Inhalt der Schulungen ist, sondern es hier um eine Vermittlung von Grundlagenwissen zum Thema Glückspielsucht an Personen geht, die in Lottoannahmestellen tätig sind. Auch in den eingesetzten Fragebögen wurde keine Differenzierung zwischen den Begriffen „Sucht“ und „Abhängigkeit“ vorgenommen.
 
3
Wenn der Begriff problematisches Spielverhalten („Problemspieler“) benutzt wird, bezieht sich das auf diejenigen Kunden, die nach der Einschätzung des Personals der Annahmestellen ein riskantes oder schon süchtiges Spielverhalten bei Lottoprodukten aufweisen.
 
4
Die Teilnehmer konnten auf einer Schulnotenskala von „sehr gut“ (1) bis „ungenügend“ (6) sowohl die Basisschulung insgesamt (Inhalte und Form getrennt) als auch ihre einzelnen Themenblöcke (Inhalte und Form zusammen) bewerten.
 
Literatur
2.
Zurück zum Zitat Kalke J, Farnbacher G, Verthein U, Haasen C (2006) Das Gefährdungs- und Abhängigkeitspotenzial von Lotterien – Erkenntnisstand in Deutschland. Suchtmedizin 4: 183–188 Kalke J, Farnbacher G, Verthein U, Haasen C (2006) Das Gefährdungs- und Abhängigkeitspotenzial von Lotterien – Erkenntnisstand in Deutschland. Suchtmedizin 4: 183–188
3.
Zurück zum Zitat Künzi K, Fritschi T, Egger T (2004) Glücksspiel und Spielsucht in der Schweiz: Empirische Untersuchungen von Spielpraxis, Entwicklung, Sucht und Konsequenzen. Bericht für die Eidgenössische Spielbankenkommission und das Bundesamt für Justiz, Bern Künzi K, Fritschi T, Egger T (2004) Glücksspiel und Spielsucht in der Schweiz: Empirische Untersuchungen von Spielpraxis, Entwicklung, Sucht und Konsequenzen. Bericht für die Eidgenössische Spielbankenkommission und das Bundesamt für Justiz, Bern
4.
Zurück zum Zitat Meyer G, Hayer T (2005) Das Gefährdungspotential von Lotterien und Sportwetten. Eine Untersuchung von Spielern aus Versorgungseinrichtungen. Abschlussbericht an das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen und an die Westdeutsche Lotterie GmbH, Bremen Meyer G, Hayer T (2005) Das Gefährdungspotential von Lotterien und Sportwetten. Eine Untersuchung von Spielern aus Versorgungseinrichtungen. Abschlussbericht an das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen und an die Westdeutsche Lotterie GmbH, Bremen
5.
Zurück zum Zitat Orford J, Sproston K, Erens B et al. (eds) (2003) Gambling and Problem Gambling in Britain. Brunner-Routledge, Hove New York Orford J, Sproston K, Erens B et al. (eds) (2003) Gambling and Problem Gambling in Britain. Brunner-Routledge, Hove New York
Metadaten
Titel
Aktive Spielsuchtprävention bei Lotterien und Sportwetten in Hamburg
Erste Ergebnisse der Evaluation
verfasst von
Dr. J. Kalke
U. Verthein
G. Farnbacher
C. Haasen
Publikationsdatum
01.11.2007
Verlag
Springer-Verlag
Erschienen in
Prävention und Gesundheitsförderung / Ausgabe 4/2007
Print ISSN: 1861-6755
Elektronische ISSN: 1861-6763
DOI
https://doi.org/10.1007/s11553-007-0078-9

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