Erschienen in:
01.03.2011 | Leitthema
Nierenersatztherapie in der Intensivmedizin
Verfahrenswahl, Indikation und Dosis
verfasst von:
Prof. Dr. H.P. Kierdorf
Erschienen in:
Die Nephrologie
|
Ausgabe 2/2011
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Zusammenfassung
Beim akuten Nierenversagen (ANV) in der Intensivmedizin sind neben der intermittierenden Hämodialyse seit vielen Jahren die kontinuierlichen Nierenersatzverfahren in der Behandlung etabliert. Weder prospektive Untersuchungen noch Metaanalysen der letzten Jahre konnten beim Vergleich dieser Verfahren klinisch relevante Unterschiede für die Prognose feststellen, die für die gesamte, heterogene Gruppe von ANV gelten.
Es gilt der allgemeine Konsensus, dass Patienten mit höchstem Schweregrad ihrer Erkrankung und insbesondere Patienten mit Sepsis und septischem Schock aufgrund ihrer Instabilität eher mit einem kontinuierlichen Therapieverfahren behandelt werden sollten, Beide Verfahren konkurrieren aber keinesfalls miteinander, sondern ermöglichen, die Therapie den individuellen Bedürfnissen anzupassen.
Es gibt Hinweise darauf, dass bei Ausfall der exkretorischen Nierenfunktion eine frühe Indikationsstellung zur Therapie einen günstigen Einfluss auf die hohe Letalität haben kann. Ursache ist am ehesten die Reduktion negativer Effekte des Ausfalls der Nierenfunktion auf andere Vitalfunktionsstörungen. Der zeitige Start einer extrakorporalen Therapie bei Patienten mit Multiorganversagen schon in der Initialphase eines ANV scheint von Vorteil zu sein.
Unabhängig vom Therapieverfahren muss auf eine an den Bedürfnissen der Schwerkranken orientierte ausreichende Dosis geachtet werden, welche insbesonde Hyperkatabolie und Azidose ausreichend beherrscht. Eine Steigerung der Dialysedosis über bestimmte Minimalanforderungen hinaus ist aber nicht mit einem Benefit für die Patienten verbunden. Bei Einsatz der kontinuierlichen Therapie sollte ein tatsächlich erreichtes stündliches Austauschvolumen von 20 ml/kgKG nicht unterschritten werden. Ob einzelne Patientengruppen von einer höheren Austauschmenge profitieren oder ob in den ersten 2 bis 3 Tagen der Behandlung eine Austauschmenge von 35 ml/kgKG/h sinnvoll ist, muss noch untersucht werden. Bei der intermittierenden Dialyse sollte ein wöchentliches Kt/V von 4 bis 4,5 nicht unterschritten werden. Die klinische Erfahrung und auch neue Studien zeigen, dass eine nur alle 2 Tage durchgeführte Dialyse der Flüssigkeitssituation der Patienten in der Regel nicht ausreichend gerecht wird.