Erschienen in:
01.05.2008 | Originalarbeit
Die psychiatrische Vorgeschichte schizophrener Maßregelpatienten -Rahmenbedingungen der Deliktprävention durch die Allgemeinpsychiatrie
verfasst von:
Dipl.-Psych. Dr. Gerd Weithmann, Hans-Joachim Traub
Erschienen in:
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie
|
Ausgabe 2/2008
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung
An Schizophrenie Erkrankte haben ein erhöhtes Risiko, Gewaltdelikte zu begehen. Möglichkeiten und Grenzen der Deliktprävention durch die Allgemeinpsychiatrie werden untersucht.
Methode und Stichprobe
Bei 75 Patienten, die sich zum Erhebungszeitpunkt in forensischer stationärer Behandlung befanden, wurden Häufigkeit und Zeitpunkt von Vordelikten und allgemeinpsychiatrischen Vorbehandlungen ermittelt.
Ergebnisse
In 83 % der Fälle gab es Hinweise auf ein mögliches Deliktrisiko und es war mindestens eine allgemeinpsychiatrische stationäre Behandlung nach Auftreten des Risikoindikators erfolgt. Selbst bei engerer Definition von Risikoindikatoren und Ausschluss von Fällen mit nur einer Vorbehandlung vor dem Anlassdelikt verbleiben etwa zwei Drittel der Fälle als potenzielle Zielgruppe für die allgemeinpsychiatrische Prävention. Im Durchschnitt hätten sechs stationäre Behandlungen im Verlaufe von sechs Jahren Möglichkeiten zur Deliktprävention eröffnet. Etwa 25% der Anlassdelikte fanden jedoch in einem institutionellen Rahmen (stationäre Behandlung, Haft) statt. Fünfzig Prozent der Delikte, die außerhalb eines solchen Rahmens verübt wurden, ereigneten sich im Jahr nach der letzen allgemeinpsychiatrischen Behandlung. Zwei Drittel der Patienten hatten ein erstes Delikt 4,6 Jahre vor ihrer ersten allgemeinpsychiatrischen Behandlung begangen.
Schlussfolgerungen
Die Allgemeinpsychiatrie ist ein wichtiger Ansatzpunkt für deliktpräventive Maßnahmen. Programme mit entsprechendem über den Entlasszeitpunkt hinausreichendem Effekt sollten entwickelt und evaluiert werden.