Erschienen in:
01.01.2008 | Kasuistiken
Malignes neuroleptisches Syndrom durch Amisulprid
verfasst von:
Dr. C. Harter, C. Obier, K.-F. Druschky, B. Eikelmann
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 1/2008
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Zusammenfassung
Das maligne neuroleptische Syndrom (MNS) ist eine seltene durch antipsychotische Medikation ausgelöste Nebenwirkung und stellt ein schwerwiegendes und potenziell lebensbedrohliches Ereignis dar. Das Risiko für die Entwicklung eines MNS scheint unter den atypischen Neuroleptika geringer zu sein als unter den typischen.
Wir berichten über den 9-Monats-Verlauf einer 42-jährigen Patientin, deren neuroleptische Medikation auf 800 mg Amisulprid umgestellt wurde. Zwei Wochen nach der Entlassung trat eine Symptomatik mit Muskelschmerzen und -steifheit, Schwäche in den Beinen, Rigor und Fieber auf. Die Patientin wurde in unserer Ambulanz vorgestellt und mit dem Verdacht auf ein MNS auf die neurologische Intensivstation verlegt. Hier fanden sich CK-Werte bis über 160.000 U/L, als Komplikation trat ferner eine ausgeprägte Rhabdomyolyse mit Kompartmentsyndrom auf, das operativ behandelt werden musste. Nach intensivmedizinischer Behandlung und symptomatischer Therapie mit Lorazepam sowie dem Absetzen des Antipsychotikums erfolgte die Rückverlegung. Es wurde eine Behandlung mit Valproat eingeleitet. Da im Verlauf weiterhin erhöhte CK-Werte und auffällige EMG-Befunde vorlagen, stellt sich der Verdacht einer Myopathie als möglicher Risikofaktor, jedoch konnte eine abschließende diagnostische Einordnung nicht erfolgen.
Es wird das Auftreten eines MNS unter Atypika sowie dessen Risikofaktoren und Behandlungsmöglichkeiten diskutiert.