Erschienen in:
01.09.2010 | Leitthema
Management von Nervenschädigungen und Durchblutungsstörungen bei suprakondylären Humerusfrakturen im Kindesalter
verfasst von:
Dr. W. Hülsemann, R. Habenicht, M. Mann
Erschienen in:
Obere Extremität
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Ausgabe 3/2010
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Zusammenfassung
Bei den dislozierten suprakondylären Humerusfrakturen treten relativ häufig neurovaskuläre Begleitschäden und iatrogene Nervenläsionen auf. Traumatische Nervenschädigungen und Durchblutungsstörungen bilden sich üblicherweise nach der Reposition und Frakturstabilisierung zurück. Traumatische Nervenschädigungen sind in der Regel Dehnungsschäden (Neurapraxie) mit einer guten Spontanremission. Das Ausbleiben der erwarteten Besserung weist auf eine zwar seltene, doch folgenschwere Nervendurchtrennung oder Nerveneinklemmung hin. Diese bedürfen einer zeitnahen operativen Behandlung, um schwere Folgeschäden zu vermindern. Iatrogene Nervenschädigungen betreffen meistens den Nervus ulnaris und sollten zur Abkürzung des Zeitraums einer durch Nervenschädigung eingeschränkten Handfunktion früh revidiert werden. Durchblutungsstörungen bessern sich in der Regel durch die Reposition. Bleibt die Hand kühl und pulslos, muss revidiert werden. Bleibt sie pulslos, aber warm, sollte revidiert werden. Bei der operativen Freilegung entlastet die Hämatomausräumung eine spastische Arteria brachialis. Bei Einklemmung von Begleitgewebe ist dessen Lösung erforderlich. Selten muss die geschädigte Arterie rekonstruiert werden. Erfolgt die Revaskularisierung verzögert, ist eine Kompartmentspaltung ergänzend durchzuführen. Ein Kompartmentsyndrom kann durch Arterienverschluss, durch eine Einblutung oder durch beides entstehen. Bei ersten Warnzeichen muss eine vollständige Kompartmentspaltung erfolgen, um die zwar seltene, doch schwerwiegende Volkmann-Kontraktur zu vermeiden. Voraussetzung für notwendige Therapieentscheidungen sind aussagekräftige klinische Untersuchungen, regelmäßige Kontrollen und das Wissen um die typischen Begleitverletzungen.