Erschienen in:
01.11.2014 | Leitthema
Medikamentöse Tumortherapie bei Weichteilsarkomen
Neoadjuvant, adjuvant und palliativ sowie GIST
verfasst von:
Prof. Dr. J.T. Hartmann
Erschienen in:
Die Onkologie
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Ausgabe 11/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Weichteilsarkome (WTS) sind komplexe Tumoren, die am besten von multidisziplinären, erfahrenen Teams diagnostiziert und behandelt werden. Eine Zentralisierung oder bessere Vernetzung der Zentren erscheint eine wirksame Weichenstellung zur Verbesserung der Versorgung in Deutschland, da so kontrollierte Studien beim lokal fortgeschrittenen Sarkom in Gang kommen.
Methoden
Diese Arbeit basiert auf einer selektiven Literaturrecherche in der Datenbank PubMed mit den Suchwörtern „soft tissue sarcoma, GIST, locally advanced, metastatic, chemotherapy, targeted therapy“.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen
Für Patienten mit fortgeschrittenen Hochrisiko-WTS im UICC-Stadium III (d. h. Größe > 5 cm, tiefe Lokalisation, Grading > II nach FNCLCC) können präoperative/neoadjuvante Therapieverfahren erwogen werden. Dies gilt also für alle High-Grade-Sarkome, bei denen nicht zuverlässig ein ausreichender Sicherheitsabstand (> 5–10 mm, Faszie) erreicht werden kann. Ein geringerer Abstand gilt nach neueren Daten als negativer prädiktiver Faktor für das Erleiden von Lokalrezidiven. Zu den präoperativen/neoadjuvanten Therapieverfahren zählen neben einer alleinigen Strahlentherapie v. a. multimodale Therapieansätze wie die kombinierte Chemostrahlentherapie, ggf. auch der Einsatz der isolierten Extremitätenperfusion mit TNF-α. Idealerweise sollte diese Therapie unter kontrollierten Bedingungen erfolgen. Die Entscheidung hinsichtlich der im Einzelfall geeigneten Therapie lokal fortgeschrittener und grenzwertig resektabler Sarkome sollte auf jeden Fall interdisziplinär mit oder in einem Sarkomzentrum abgestimmt werden. Im neoadjuvanten Therapiekonzept ist eine hohe Dosisintensität erforderlich und hier eher erreichbar als postoperativ. Die adjuvante Chemotherapie nach Resektion eines Sarkoms ist mit einer Verbesserung des Überlebens verbunden. Diese Therapie ist jedoch toxisch. Daher sollte sie auf Hochrisikopatienten nach detaillierter Aufklärung über die Risiken und unter Beachtung von Allgemeinzustand, Alter, Lokalisation, histologischem Subtyp, Organfunktion, Komorbidität und Erfahrung der Institution begrenzt werden. In der palliativen Erkrankungsphase ist – bis auf definitive Ausnahmen – ein sequenzielles Vorgehen mit Adriamycin (ADM) als Monotherapie Standard. Nachfolgende Linien werden nach histologischen Subtyp, Allgemeinzustand und Organfunktion individuell adaptiert. Hochrisiko-GIST werden 3 Jahre mit Imatinib behandelt. In der metastasierten Situation stehen drei Therapielinien zur Verfügung, mit denen ein Fünftel der Patienten ein Zehnjahreslangzeitüberleben erreicht.