Erschienen in:
01.05.2004 | Orginalien
Metall/Metall—eine neue (alte) Gleitpaarung künstlicher Hüftgelenke in der klinischen Bewährungsprobe
Prospektive Verlaufsbeobachtung über 7 Jahre
verfasst von:
Dr. N. Jessen, A. Nickel, K. Schikora, K. Büttner-Janz
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 5/2004
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Zusammenfassung
Die Abriebprobleme bisher in der Hüftendoprothetik verwandter Standardgleitpaarungen mit Polyethylenpfanneneinsatz führten zur verstärkten Hinwendung zu harten Artikulationspartnern. Basierend auf eigenen guten Erfahrungen mit dem zementfreien Zweymüller-Alloclassic-System haben wir vom Oktober 1993 bis zum November 1994 an 100 Hüftgelenken dieses System mit der Metall-Metall-Gleitpaarung METASUL® versehen. Zur zeitnahen Erfassung möglicher METASUL®-spezifischer Reaktionen erfolgten eine gezielte Befragung sowie klinische und radiologische Befunderhebung als bisher mittelfristige Verlaufsstudie präoperativ, 1/2 Jahr postoperativ, weiterhin jährlich bis zum 5. postoperativen Jahr und zum 7. postoperativen Jahr.
Im Rahmen unserer Verlaufskontrollen konnten bisher fast ausschließlich sehr gute und gute klinische Ergebnisse mit postoperativen Harris-Hip-Scorewerten von durchschnittlich stets >90 (präoperativ 47,8) Punkten registriert werden, was durch einen hohen Grad der subjektiven Zufriedenheit untermauert wird. In keinem Fall zwang bisher eine aseptische Lockerung zur Revision. Anlässlich zweier Revisionen aus anderen Ursachen (Inlaywechsel, tiefe Infektion) wurden makroskopisch und histologisch [lichtmikroskopisch, „inductively coupled plasma mass spectrometry“ (ICP MS)] keine dem METASUL® geschuldeten nachteiligen Phänomene im umgebenden Gewebe gefunden.
Im Rahmen der verfolgten periprothetischen ossären Formationsprozesse traten spezifisch mit der speziellen Gleitpaarung in Verbindung zu bringende radiologische Stigmata nicht auf. Anhaltspunkte für auf Chrom- oder Kobaltionen zurückzuführende systemische organische Reaktionen ergaben sich ebenfalls nicht. Somit hat diese neuartige Metall-Metall-Gleitpaarung mit wesentlich verbesserten tribologischen In-vitro-Eigenschaften in Verbindung mit einem bewährten Hüft-TEP-System die in sie gesetzten Hoffnungen klinisch mittelfristig erfüllt.
Unter dem Aspekt des geringeren Verschleißes ist unserer Ansicht nach aus den klinischen Ergebnissen heraus die Anwendung auch beim jüngeren Koxarthrosepatienten gerechtfertigt. Weitere noch offene Fragen, speziell die Kardinalfrage nach der erwarteten längeren Standzeit, müssen durch die Fortführung der postoperativen Verlaufsbeobachtung beantwortet werden.