Erschienen in:
01.05.2004 | Leitthema
Primär neurogene und myogene Störungen der Körperhaltung
verfasst von:
C. Schranz, Prof. Dr. H.-M. Meinck
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 5/2004
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Zusammenfassung
Haltungsstörungen können bei einer Vielzahl neurologischer Erkrankungen auftreten. Sie können sogar deren einziges Symptom sein. Meistens handelt es sich um ein Vornübersinken des Rumpfes und/oder des Kopfes. Diese primär neurogenen oder myogenen Haltungsstörungen sind nicht schmerzhaft oder knöchern fixiert. Die Wirbelsäule lässt sich vom Untersucher problemlos aufrichten, der Oberkörper und/oder der Kopf sinkt dann allmählich wieder nach vorn. Meist liegt dieser Haltungsstörung eine neuromuskuläre Erkrankung zugrunde. Diese kann unter Umständen auf die Rückenmuskulatur beschränkt sein. Die Computertomographie der Wirbelsäule, die elektromyographische Untersuchung der beteiligten Muskeln und ggf. die Muskelbiopsie sichern die Diagnose.
Auch bei zentralen Bewegungsstörungen kann es zu einem Nachlassen des Tonus der Kopf- und Rückenstrecker mit Vornübersinken des Rumpfes und/oder des Kopfes kommen. Am häufigsten ist dies der Fall beim Parkinson-Syndrom, das aber seinerseits gelegentlich mit einer fokalen Myopathie der Kopf- und/oder Nackenstrecker syndromal assoziiert ist. Selten kommt diese Haltungsstörung auch als Nebenwirkung neuropharmakologischer Medikamente vor. Abzugrenzen ist hiervon die pathologisch gesteigerte Innervation der ventralen Muskulatur bei den dystonen Störungen der extrapyramidalen Motorik (Antekollis, Kamptokormie).
Die pathologische Reklination des Kopfes und/oder des Rumpfes ist demgegenüber deutlich seltener. Sie kommt v. a. bei Dystonie (Retrocollis) vor. Gelegentlich wird sie auch durch sekundäre Kontrakturen bei neuromuskulären Erkrankungen (Rigid-spine-Syndrom) verursacht.