Erschienen in:
23.07.2018 | Misoprostol | Leitthema
Therapeutisches Vorgehen bei verhaltenem Abort – Plädoyer für ein risikoarmes Vorgehen
verfasst von:
PD Dr. R. Popovici
Erschienen in:
Gynäkologische Endokrinologie
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Ausgabe 3/2018
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Zusammenfassung
Bei verhaltenen Aborten sind grundsätzlich drei therapeutische Vorgehensweisen möglich: Abwarten bis zum natürlich einsetzenden Austreiben des Embryos, chirurgischer Eingriff oder medikamentöses Management zur Beendigung der Schwangerschaft. Traditionell wird meist ein chirurgischer Eingriff durchgeführt, weil damit die für die Mutter potenziell gefährliche Situation mit Risiko starker Blutungen und Infektionen rascher geklärt werden kann. Vergleichsstudien der letzten beiden Jahrzehnte zeigen allerdings, dass das Infektionsrisiko in allen Gruppen weitestgehend gleich ist und dass das Blutungsrisiko sowie das Risiko, dass Schwangerschaftsmaterial im Uterus verbleibt, in den Gruppen ohne chirurgische Intervention nicht signifikant höher sind als bei chirurgischem Vorgehen. Der medikamentös induzierte Abort zeigt sich diesbezüglich dem natürlichen Verlauf leicht überlegen. Auf Basis der aktuellen Daten ergeben sich nun folgende Schlussfolgerungen: (a) Kein Verfahren ist grundsätzlich den anderen wesentlich überlegen. Es könnten also häufiger als bisher üblich konservative Verfahren gewählt werden. (b) Eine Entscheidung zum Vorgehen ist zeitlich nicht kritisch, solange keine Infektion oder eine starke, nicht sistierende Blutung vorliegt, da auch beim Zuwarten über einige Tage keine Nachteile zu erwarten sind. (c) Bei der Entscheidung für ein konservatives Vorgehen ist wahrscheinlich die medikamentöse Einleitung dem ausschließlichen Zuwarten überlegen. (d) Der Wunsch der Patientin sollte in die Entscheidung zur Vorgehensweise einbezogen werden, da die psychischen Implikationen und die persönlichen Wünsche sehr unterschiedlich sein können. (e) Langfristig kann die Zervixdilatation bei der instrumentellen Kürettage zu vermehrten Frühgeburten führen.