Erschienen in:
01.06.2004 | Klinische Rechtsmedizin
Modellprojekt zur Implementierung eines medizinischen Kompetenzzentrums für Gewaltopfer in Hamburg
verfasst von:
Dr. med. D. Seifert, S. Anders, B. Franke, J. Schröer, A. Gehl, A. Heinemann, K. Püschel
Erschienen in:
Rechtsmedizin
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Ausgabe 3/2004
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Zusammenfassung
In Hamburg erfolgt die klinisch-rechtsmedizinische Untersuchung von verletzten Gewaltopfern seit 1998 als niedrigschwelliges Angebot. Alle Opfer von Gewalt werden auf eigenen Wunsch, unabhängig von einer Anzeige bei der Polizei, im Institut für Rechtsmedizin kostenlos untersucht. Verletzungen werden dokumentiert, Spuren gesichert und rechtsmedizinische, gerichtsverwertbare Gutachten erstellt. Es werden dabei im interdisziplinären Verbund mit anderen Abteilungen der Universitätsklinik Konzepte für spezifische Opfergruppen entwickelt. Der Aspekt der Psychotraumatisierung kann durch ein im Institut für Rechtsmedizin bestehendes Angebot psychologischer Krisenintervention berücksichtigt werden. Im ersten Jahr der auf dieser Basis seit 2003 als Modellprojekt weitergeführten Ambulanz wurden 1.071 Patienten (62% Frauen, 38% Männer, ca. 21% ausländische Nationalität) untersucht, 40% von ihnen außerhalb des Institutes. Die berichtete Sachlage deutete in 26,5% der Fälle auf einen Partnerschaftskonflikt, in 17,7% auf ein Vergehen gegen die sexuelle Selbstbestimmung hin. Raubtaten wurden in 6,1%, andere Aggressionskonflikte in 30,5% der Fälle dargestellt (15% Sachlage unklar). Der Fremdtäteranteil betrug insgesamt 30%. Die als Modellprojekt konzipierte Hamburger Initiative hat das Ziel, den Versorgungsbedarf bei Gewaltopfern zu erkennen, das Angebot des rechtlichen Opferschutzes zu optimieren und Rechtsmedizin als integrierendes und vernetzendes Element im existierenden regionalen Hilfesystem zu etablieren.