Erschienen in:
01.04.2014 | Schwerpunkt
Neue direkt antivirale Medikamente zur Behandlung der chronischen Hepatitis C 2014
verfasst von:
PD Dr. M. Cornberg, C. Höner zu Siederdissen, B. Maasoumy, M.P. Manns
Erschienen in:
Die Innere Medizin
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Ausgabe 4/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Entwicklung von direkt antiviralen Medikamenten (direct-acting antiviral agents, DAA) gegen das Hepatitis-C-Virus (HCV) hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte erzielt. Im Jahr 2011 erfolgte die Zulassung der ersten Proteaseinhibitoren, Boceprevir (BOC) und Telaprevir (TLV), die allerdings noch in Kombination mit pegyliertem Interferon α (PEG-IFN α) und Ribavirin (RBV) gegeben werden müssen und nur bei Patienten mit Genotyp(GT) 1 eingesetzt werden. Mit Sofosbuvir (SOF) und Simeprevir (SMV) stehen jetzt zwei weitere DAA zur Verfügung. Viele weitere DAA sind in der Entwicklung.
Fragestellung
Welche Veränderungen ergeben sich aufgrund der Zulassung neuer DAA im Jahr 2014 in der Therapie der chronischen Hepatitis C? Berücksichtigt wurden die für die Zulassung 2014 relevanten Phase-IIb- und Phase-III-Studien bei HCV-monoinfizierten Patienten zu den bei Redaktionsschluss von FDA oder EMA zugelassenen Medikamenten.
Datenlage
Für Patienten mit GT1 ist die Kombination von SOF, SMV oder Faldaprevir mit PEG-IFN α und RBV in Phase-III-Studien erfolgreich evaluiert worden. Es kann, im Gegensatz zu bisherigen Therapien mit PEG-IFN α, RBV plus TLV oder BOC, häufiger eine Therapieverkürzung bei deutlich verbessertem Nebenwirkungsprofil erreicht werden. Heilungsraten von über 80 % sind möglich. Für Patienten mit GT1 liegen auch Daten zu einer interferonfreien Therapie, entweder mit SOF plus RBV oder SOF plus SMV, vor. Die dauerhaften Ansprechraten können auch mit diesen Therapien weit über 60 %, teilweise sogar über 90 % liegen. Die Anzahl der hiermit behandelten Patienten ist allerdings gering und eine unbeschränkte interferonfreie Therapie für GT1 wird voraussichtlich erst ab 2015 zu erwarten sein. Für Patienten mit GT2 und GT3 liegen valide Daten zur interferonfreien Therapie vor. Die Kombination von SOF und RBV für 12 Wochen bei GT2 und 24 Wochen bei GT3 ist effektiv und führt bei weniger Nebenwirkungen zu vergleichbaren oder sogar besseren Heilungsraten als mit der PEG-IFN α- und RBV-Therapie.
Schlussfolgerung
Für Patienten mit GT1 kann die Therapie bei besserem Nebenwirkungsprofil weiter verkürzt werden. In bestimmten Situationen ist eine Therapie ohne PEG-IFN α möglich und sinnvoll. Für Patienten mit den GT2 und GT3 ist bereits ab 2014 eine interferonfreie Therapie Standard.