Erschienen in:
01.06.2010 | Neues aus der Forschung
Neuroendokrin-immune Interaktionen bei rheumatischen Krankheiten
verfasst von:
Prof. Dr. R.H. Straub, A. Fassold
Erschienen in:
Zeitschrift für Rheumatologie
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Ausgabe 4/2010
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Zusammenfassung
Klinische Beobachtungen zeigten einen starken Einfluss des neuroendokrinen Systems auf das Immunsystem bei chronisch entzündlichen Erkrankungen: 1. Abschwächung der rheumatoiden Arthritis (RA) während der Schwangerschaft; 2. mehr Frauen als Männer haben eine Autoimmunkrankheit; 3. negativer Einfluss einer ovulationsfördernden Therapie, der Antikonzeptiva und der Hormonersatztherapie; 4. schützender Effekt der Hemiplegie; 5. Einfluss von psychischem Stress auf den Krankheitsverlauf und 6. Bedeutung zirkadianer Rhythmen auf das Krankheitsgeschehen.
Die Wirkung der verschiedenen Hormone und Neurotransmitter wird durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst, durch: 1. den Immunstimulus (fremde Antigene oder Autoantigene) und die darauf folgenden antigenspezifischen Immunantworten; 2. die beteiligten Zellen während der verschiedenen Phasen der Krankheit; 3. das Zielorgan mit seiner spezifischen Mikroumgebung; 4. den Zeitpunkt der Hormon- bzw. Neurotransmitterwirkung in Beziehung zum Krankheitsverlauf; 5. die Konzentration von Hormonen und Neurotransmittern; 6. die Variabilität der Expression von Rezeptoren abhängig von der Mikroumgebung und dem Zelltyp und 7. die intrazelluläre und extrazelluläre Metabolisierung der Hormone bzw. Neurotransmitter (entscheidend für wichtige biologisch aktive Metabolite mit sehr unterschiedlichen antiinflammatorischen und proinflammatorischen Eigenschaften).
Der zirkadiane Rhythmus von krankheitsbedingten Symptomen mit einer Spitze in den frühen Morgenstunden bestätigt, dass das neuroendokrine System einen starken Einfluss auf diese chronischen Entzündungskrankheiten hat. Der Einfluss wird durch die zirkadiane Schwankung der Aktivität von hormonellen und neuronalen Achsen übertragen, welche das Gehirn und Entzündungszellen verbinden.
Diese Überlegungen können in Zukunft zu neuen Therapiestrategien bei Entzündungskrankheiten führen.