Durch die Fortschritte der modernen Intensivmedizin haben TumorpatientInnen im Fall eines Organversagens heutzutage deutlich bessere Überlebenschancen. Die in früheren Zeiten geübte generelle Zurückhaltung bei PatientInnen mit einer Tumorerkrankung ist nicht mehr gerechtfertigt. Für eine erfolgreiche intensivmedizinische Versorgung sind neben den eigentlichen Maßnahmen und den zugrunde liegende(n) Organdysfunktion(en) auch der Zeitpunkt und der Modus der Aufnahme auf die Intensivstation prognostisch relevant. Um im klinischen Alltag eine situationsadaptierte Therapie zu gewährleisten sowie ein ausgewogenes Verhältnis zwischen zu restriktiven Aufnahmekriterien einerseits und einer Übertherapie andererseits zu schaffen, bietet sich die Orientierung an einem Triage-System an, das neben der Prognose der malignen Grunderkrankung v. a. den Performance-Status der PatientInnen, die zur Verfügung stehenden Therapieoptionen und auch eine dynamische Bewertung des intensivmedizinischen Verlaufs berücksichtigt. Langzeitergebnisse von TumorpatientInnen zeigen, dass etwa 80 % von ihnen nach einem Intensivstationsaufenthalt eine ähnliche körperliche und geistige Gesundheit aufweisen wie TumorpatientInnen, die nie auf eine Intensivstation aufgenommen wurden. Auch PatientInnen, die aufgrund ihres Tumorstadiums auf die Fortführung einer antineoplastischen Therapie angewiesen waren, zeigten nach 6 Monaten in der überwiegenden Zahl der Fälle keinen Unterschied in der Behandlungsintensität und im Remissionsstatus. Für eine erfolgreiche Therapie und individuelle Therapiezielfindung, aber auch eine Anpassung des Behandlungsplans ist ein enger Austausch zwischen Hämatologen/Onkologen und IntensivmedizinerInnen unerlässlich.