Erschienen in:
08.07.2020 | Operationen am Pankreas | Leitthema
Indikationsqualität bei zystischen Läsionen des Pankreas
verfasst von:
B. W. Renz, M. Ilmer, J. G. D’Haese, Univ.-Prof. Dr. J. Werner
Erschienen in:
Die Chirurgie
|
Ausgabe 9/2020
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Im aktuellen klinischen Alltag haben zystische Pankreasläsionen (PCNs) einen zunehmend relevanten Stellenwert, da sie aufgrund der sich stetig verbessernden Bildgebung häufig als Zufallsbefund diagnostiziert werden. Man unterscheidet zwischen nichtneoplastischen und neoplastischen Pankreaszysten, wobei letztere in unterschiedlicher Ausprägung zur malignen Entartung neigen und damit als Vorläuferläsionen des duktalen Adenokarzinoms des Pankreas (PDAC) gelten. Zur Differenzialdiagnose werden neben einer genauen Anamnese und Untersuchung vor allem bildgebende Verfahren wie die Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) sowie der endoskopische Ultraschall mit Feinnadelaspiration herangezogen. Die Indikationen zur chirurgischen Resektion dieser Läsionen richten sich nach den aktuellen europäischen Leitlinien, deren Inhalte sind jedoch nicht evidenzbasiert, sondern stützen sich auf Erkenntnisse und Empfehlungen von Experten. Gemäß den Konsensusempfehlungen kann die asymptomatische serös-zystische Neoplasie (SCN) als seröse Läsion mit niedriger Tendenz zur Entartung beobachtet werden. Im Gegensatz dazu sollten alle muzinös-zystischen Neoplasien (MCN) >4 cm sowie alle solid-pseudopapillären Neoplasien (SPN) reseziert werden. Intraduktal papillär-muzinöse Neoplasien (IPMNs), die aufgrund ihres Bezugs zum Pankreasgangsystem in Haupt(MD)- oder Seitengang(BD)-IPMNs unterteilt werden, sollten als MD-IPMN und als Mixed-type(MT)-IPMN reseziert werden. Das Entartungsrisiko der BD-IPMN ist variabler und abhängig von Risikofaktoren, die klinisch und bildmorphologisch definiert werden. Das therapeutische Management erfolgt daher individuell nach Risikoabschätzung. Um die Indikationsqualität bei PCNs quantifizieren zu können und damit auch zu einer optimierten Versorgung beizutragen, werden dringend prospektive Langzeitstudien benötigt.