Erschienen in:
14.12.2016 | Operationen an der Niere | Geschichte der Urologie
Die Dekapsulierung der Niere als Therapie der Anurie
Ein „vergessenes“ Therapieverfahren aus dem frühen 20. Jahrhundert
verfasst von:
Dr. med. D. L. Dräger, M.A., C. Protzel, O. W. Hakenberg
Erschienen in:
Die Urologie
|
Ausgabe 1/2017
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts führte Harrison erstmalig zur Therapie einer Anurie bei an Scharlach erkrankten Kindern eine operative Dekapsulierung der Niere durch und konnte postoperativ ein Wiedereinsetzen der Diurese beobachten. Die pathophysiologische Erklärung wurde in einer ödembedingten intraparenchymalen renalen Drucksteigerung vermutet, die durch die Dekapsulierung beseitigt wurde. Die Technik der renalen Dekapsulierung bestand aus der Exzision der Tunica fibrosa renalis nach Eröffnung und stumpfer Ablösung von der Nierenoberfläche. In der Folge wurde dieser Eingriff bei zahlreichen anderen entzündlich-renalen Krankheitsbildern angewandt. Indikationen waren die renale Angioneurose, Hydronephrosen, toxische, bakterielle oder chronische Nephritiden, Nierenabszesse und auch die Eklampsie. Mit Beginn der Ära der Antibiotika verlor die renale Dekapsulierung völlig an Bedeutung und verschwand aus dem Repertoire der Urologie.