Erschienen in:
10.05.2022 | Erkrankungen der Netzhaut | Leitthema
Optogenetik und Zellersatz in der Retinologie
Regenerative Augenheilkunde – Was wir können!
verfasst von:
Prof. Dr. Volker Busskamp, Dr. Sarah Kunze
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
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Ausgabe 9/2022
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Zusammenfassung
Für viele degenerative Netzhauterkrankungen, die progressiv zur Erblindung führen, gibt es bisher keine Therapie. In den letzten Jahren wurden einige innovative Therapien experimentell erforscht, die vielversprechend sind, da diese unabhängig von der genetischen Ursache der degenerativen Erkrankung sind. Hierzu zählt zum einen die Optogenetik, die lichtsensitive Proteine umfasst, die selektiv als Ionenkanal oder Ionenpumpe das Potenzial der behandelten Zelle steuern. Somit können diese Zellen per Licht angeregt oder inhibiert werden, quasi funktional ferngesteuert. Somit werden aus noch vorhandenen Netzhautzellen künstliche Photorezeptoren induziert, was bereits im Tierversuch erfolgreich angewandt wurde. Diese Therapie wird bereits am Patienten erprobt und führt zu einer Sehverbesserung, jedoch liegen bisher nur Daten eines Patienten vor. Optogenetische Therapien benötigen zusätzlich eine spezielle Brille, um die Lichtimpulse in adäquater Stärke und Wellenlänge für die jeweiligen Optogene anzupassen. Ein anderer spannender Ansatz ist die Zellersatztherapie von RPE(retinales Pigmentepithel)- und Photorezeptorzellen, um degeneriertes Zellmaterial auszutauschen. Dieses sieht bei RPE-Zellen in klinischen Studien sehr erfolgreich aus. Die Gewinnung von menschlichen Photorezeptorzellen aus Stammzellen ist technisch möglich, allerdings sehr aufwendig. Die Integration der transplantierten Photorezeptoren in das vorhandene Netzhautgewebe bedarf einer weiteren Optimierung zwecks breiter klinischer Anwendung. Aber beide Ansätze, Zellersatz und Optogenetik, sind vielversprechend, sodass die Translation von der Grundlagenforschung in die klinische Anwendung gelingen wird.