Update Kinder-Diabetologie

Rund um aktuelle Forschung zum Thema pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie dreht sich der folgende Artikel. England: Mangelndes Diabetes-Verständnis von Ärzten in Weiterbildung Die Prävalenz von Diabetes steigt in allen europäischen Ländern an. Entsprechend werden alle Ärzte, die jetzt in Weiterbildung sind, unabhängig von ihrer Spezialisierung Patienten mit Diabetes zu betreuen haben. Eine Studie aus England hat deshalb das Vertrauen von Ärzten in ihre eigenen Fähigkeiten mit Diabetes umzugehen untersucht [1]. 2.149 Ärzte haben an der internetgestützten Befragung teilgenommen. Nur 27% der Ärzte gaben an, hohes Zutrauen in ihre eigenen Fähigkeiten einen Diabetes zu managen, zu haben. 55% gaben immerhin an, dass sie eine Hypoglykämie diagnostizieren und behandeln könnten, eine Ketoazidose wiederum glaubten nur 43% richtig diagnostizieren und behandeln zu können. Die intravenöse Gabe von Insulin trauten sich nur 27% zu und nur 18% gaben an, sich sicher zu fühlen, die Diabetes-Therapie vor chirurgischen Eingriffen oder anderen medizinischen Prozeduren richtig durchführen zu können. Dagegen gaben über 2/3 der befragten Ärzte an, sich bei der Behandlung eines Patienten mit Angina Pectoris oder Asthma kompetent zu fühlen. Die Mehrzahl der Ärzte (> 80%) gab an, zusätzliche Ausbildung in Bezug auf die Diabetesbehandlung zu benötigen. Nur ca. 1/3 der Antwortenden meinten, dass die Ausbildung im Studium sie auf die Betreuung von Menschen mit Diabetes genügend vorbereitet hätte. Kommentar: Es ist zu vermuten, dass diese eher zurückhaltende und pessimistische Selbsteinschätzung von vielen Ärzten in England auch die Situation in Deutschland wiedergibt. Entsprechend wichtig ist es, das Thema Diabetes bei Fortbildungsveranstaltungen immer wieder anzusprechen. Vitamin-D-Mangel und zystische Fibrose-assoziierter Diabetes Mukoviszidose (zystische Fibrose) ist eine der häufigsten Stoffwechselerkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Häufig haben Patienten mit Mukoviszidose einen Vitamin-D-Mangel. Außerdem entwickeln viele Patienten mit Mukoviszidose einen Diabetes (CF-assoziierter Diabetes). Es ist vermutet worden, dass Vitamin D eine gewisse blutzuckersenkende Wirkung hat. Der Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und Diabetes bei zystischer Fibrose wurde in einer großen skandinavischen Studie untersucht [2]. Dabei wurde festgestellt, dass, je stärker ein Vitamin-D-Mangel bei Patienten mit Mukoviszidose ausgeprägt war, desto eher ein CF-assoziierter Diabetes auftrat. Außerdem waren HBA1C-Werte bei Patienten mit CF-assoziiertem Diabetes signifikant mit niedrigen Vitamin-D-Spiegeln korreliert. Kommentar: Die Studie legt nahe, dass eine Vitamin-D-Applikation oder zumindest die Korrektur eines Vitamin-D-Mangels bei Patienten mit zystischer Fibrose die Entwicklung eines Diabetes aufhalten oder gar verhindern kann. Weiterlesen im Schwerpunkt Kinder-Endokrinologie! Consensus Statement bezüglich einer Insulinresistenz im Kindesalter Viele Studien legen nahe, dass Insulinresistenz bereits bei Kindern und Jugendlichen häufig ist. Außerdem ist eine Insulinresistenz auch im jungen Lebensalter mit kardiometabolischen Risikofaktoren verknüpft. Interessanterweise ist aber noch unklar, wie man eigentlich Insulinresistenz im jungen Lebensalter definieren soll. Eine Consensus Konferenz mit 37 Teilnehmern der großen wissenschaftlichen Gesellschaften, die sich mit pädiatrischer Endokrinologie und Diabetologie beschäftigen, hat sich entsprechend um dieses Thema gekümmert: Es wurde gefunden, dass es tatsächlich keine klaren Kriterien gibt, die eine Insulinresistenz bei Kindern definieren. Surrogatmarker wie Nüchterninsulinspiegel sind schlechte Marker für die Insulinsensitivität. Entsprechend wurde konzentriert, dass es im Moment keine Rechtfertigung gibt, nach einer Insulinresistenz bei Kindern zu screenen. Lebensstilinterventionen, die eine gesunde Ernährung und sportliche Aktivität propagieren, können Insulinsensitivität verbessern, Medikamente sollten nur im Ausnahmefall angewandt werden. Kommentar: Consensus Konferenzen zeigen häufig die Hilfslosigkeit der Spezialisten und werden mitunter dann abgehalten, wenn kein Consensus zu erreichen ist, da die Datenlage, um es vorsichtig auszudrücken, schwach ist. Humane Enterovirusinfektion und Typ-I-Diabetesbehandlung Die Auslösung von Autoimmunerkrankungen, insbesondere eines Typ-I-Diabetes, wird häufig mit der Infektion durch Enteroviren assoziiert. In der sog. Babydiätstudie, die von München aus zusammen mit Kollegen in Finnland koordiniert wird, wurden Blut- und Stuhlproben von 150 Kindern mit einem erhöhten genetischen und familiären Risiko einen Typ-I-Diabetes zu entwickeln, gesammelt. In den Proben wurde nach humanem Enterovirus gesucht. Dabei konnte die Hypothese, dass humane Enteroviren im ersten Lebensjahr eine Autoimmunreaktion mit folgender Entwicklung eines Typ-I-Diabetes auslöse, nicht nachvollzogen werden: Es wurde keine Korrelation zwischen dem Vorkommen eines humanen Enterovirus während des 1. Lebensjahres und der Entwicklung von Inselzell-Autoantikörpern gefunden. Auch gab es keine Assoziation zwischen Enterovirusinfektionen und maternalem Diabetes und klinischen Symptomen. Kommentar: Entsprechend ist die Hypothese mit einer infektiösen Basis des Typ-I-Diabetes, z. B. eben durch Enteroviren, nicht länger aufrecht zu halten. Pädiatrie Update-Seminar Die Beiträge stammen aus dem Handbuch Pädiatrie-Update 2012 und entsprechenden Seminarunterlagen des 5. Pädiatrie-Update 2012 der med update GmbH. Das nächste Pädiatrie Update-Seminar findet am 19. und 20. April 2013 in Wiesbaden statt: www.paediatrie-update.com Literatur [1] George JT et al. Lack of confidence among trainee doctors in the management of diabetes: the Trainees Own Perception of Delivery of Care (TOPDOC) Diabetes Study. QJ Med 2011; 104:761-766. [2] Pincikova T et al. Vitamin D deficiency as a risk factor for cystic fibrosis-related diabetes in the Scandinavian cystic fibrosis nutritional study. Diabetologia 2011; 54:3007-3015. [3] Levy-Marchal C et al. Insulin resistance in children: consensus, perspective, and future directions. J Clin Endocrinol Metab 2010; 95:5189-5198. [4] Simonen-Tikka M-L et al. Human enterovirus infections in children at increased risk for type 1 diabetes: the babydiet study. Diabetologia 2011; 54:2995-3002.

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