27.07.2020 | Pflege | Palliativmedizin und Supportivtherapie
„Gesagt ist nicht gehört, gehört ist nicht verstanden“ – Therapiezieleinschätzung aus Sicht von PatientInnen in der Radiologie
Erfahrungen im klinischen Alltag und Anregungen für die Patienten-Arzt-Kommunikation
verfasst von:
Teresa Zetzl, Lea Overbeck, Birgitt Van Oorschot
Erschienen in:
Die Onkologie
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Ausgabe 10/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Trotz Aufklärungsgespräch durch den behandelnden Arzt wird häufig eine große Diskrepanz hinsichtlich der Therapiezieleinschätzung zwischen Arzt- und Patientenseite deutlich. Dies kann sich negativ auf weitere Therapieentscheidungen sowie auf die Lebensqualität und psychische Belastungen auswirken.
Ziel
Es wurde untersucht, ob palliativ bestrahlte Patienten im Vergleich zu kurativ bestrahlten Patienten häufiger das Behandlungsziel nicht korrekt einschätzen und welchen Einfluss Alter, körperliche Symptome, emotionale Belastung sowie Kommunikationsbedarf auf die Einschätzung des Therapieziels haben. Die Ergebnisse wurden vor dem Hintergrund der S3-Leitlinie-Palliativmedizin diskutiert.
Material und Methoden
Dafür wurden die Daten des routinemäßigen Screeningbogens der Strahlentherapie des Universitätsklinikums Würzburg aus dem Zeitraum 07–12/2018 retrospektiv ausgewertet. Dieser umfasst u. a. die Integrated Palliative Care Outcome Scale (IPOS), die Einschätzung des Therapieziels sowie soziodemografische Daten.
Ergebnisse
Signifikant mehr palliativ behandelte Patienten (74,5 %) im Vergleich zu kurativ behandelten Patienten (5 %) schätzten ihr Therapieziel falsch ein (p < 0,001). Körperliche Symptome (B = 0,151, p = 0,000) und Kommunikationsbedarf (B = 0,208, p = 0,007) hatten einen signifikanten Einfluss auf die relative Wahrscheinlichkeit einer falschen Therapieeinschätzung, Alter und emotionale Belastung jedoch nicht.
Diskussion
Der hohe Anteil diskrepanter Therapiezieleinschätzungen unterstreicht die Wichtigkeit der Vergewisserung des Arztes über das patientenseitige Vorwissen und das Verstehen neuer Informationen. Die S3-Leitlinie Palliativmedizin gibt dazu wertvolle Anregungen, wie z. B. die Benutzung vorformulierter Fragelisten („question prompts“).