Erschienen in:
07.03.2018 | Asthma bronchiale | Leitthema
Der schwere lebensbedrohliche Asthmaanfall
verfasst von:
Dr. med. G.-S. Haarmeyer, Dr. med. D. Muschner, Prof. Dr. J. H. Ficker
Erschienen in:
Zeitschrift für Pneumologie
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Ausgabe 3/2018
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Zusammenfassung
Schwere lebensbedrohliche Asthmaexazerbationen sind eine besondere Herausforderung für die präklinische und intensivmedizinische Versorgung. Risikoindikatoren für einen schweren lebensbedrohlichen Asthmaanfall sind u. a. zurückliegende schwere („near fatal“) Asthmaanfälle sowie ein übermäßiger Gebrauch von Beta-2-Mimetika. Sprechdyspnoe, Zeichen der atemmuskulären Erschöpfung, Hypoxaemie, Zyanose oder Agitation, Verwirrtheit oder Erschöpfung sind Alarmzeichen für eine ggf. lebensbedrohliche Situation. Basis der medikamentösen Therapie ist die hochdosierte inhalative Therapie mit Beta-2-Mimetika und Anticholinergika. Dabei ist eine wirksame Inhalation z. B. mit Spacer oder Düsenvernebler entscheidend. Systemische Kortikosteroide tragen zu einer schnellen Besserung und nachhaltigen Stabilisierung der Exazerbation bei. Bei zögerlicher Besserung auf die Initialtherapie kann Magnesium parenteral gegeben werden. Die Gabe von Sauerstoff erfolgt pulsoximetrisch kontrolliert (SaO2 93–95 %). Mit einer nasalen High-flow-Sauerstofftherapie und einer nichtinvasiven Beatmungstherapie (NIV) lässt sich ggf. eine Intubation vermeiden und das Risiko einer ventilatorassoziierten Pneumonie reduzieren. Invasive Beatmungskonzepte zur Vermeidung einer kritischen Überblähung umfassen z. B. die Reduktion der Beatmungsdrucke, der Atemfrequenz und des Tidalvolumens, die Verlängerung der Exspirationszeit, einen kontrollierten externen positiven endexspiratorischen Druck (PEEP), Totraumreduktion und Optimierung der Gerätetrigger. Dabei wird eine begrenzte respiratorische Azidose infolge einer kontrollierten Hypoventilation toleriert. Zur Intubation wird oft Ketamin aufgrund seiner bronchodilatatorischen Wirkung bevorzugt. Bei unzureichender Besserung und hohen Beatmungsdrucken ist frühzeitig eine ECMO („extracorporal membrane oxygenation“) zu erwägen.