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12.12.2016 | Pneumothorax | Nachrichten

Spannungspneumothorax

Außerklinische Nadeldekompression klappt nur selten

verfasst von: Thomas Müller

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Die Nadeldekompression bei Spannungspneumothorax gilt als schnell und komplikationsarm. In einer Schweizer Studie funktionierte sie außerklinisch jedoch nur bei jedem Fünften. Besser gelingt die Pleuradrainage.

Ein Spannungspneumothorax bedarf bekanntlich einer raschen Entlastung. Bei einem Thoraxtrauma wird den Rettungssanitätern in solchen Fällen häufig eine Nadeldekompression empfohlen: Eine mindestens 4,5 cm lange Nadel oder ein Venenkatheter wird in den zweiten oder dritten Interkostalraum medioclavicular (nach Monaldi) oder in den fünften Interkostalraum im Bereich der vorderen oder mittleren Axillarlinie (nach Bülau) eingeführt. Dieses Verfahren ist relativ einfach zu erlernen und meist komplikationsarm, berichten Notfallmediziner um Dr. Alexander Kaserer von der Universität Zürich. Die Pleuradrainage (tube thoracostomy) ist in der Schweiz dagegen Notärzten vorbehalten. In der Regel kümmern sich dort Rettungssanitäter um Notfalltransporte, nur bei lebensbedrohlichen Traumata kommt auch ein Notarzt mit Erfahrung in Wiederbelebung und Beatmung hinzu. 

Nadeldekompression nur bei 3 von 17 Patienten erfolgreich

Das Team um Kaserer hat jetzt Angaben zu über 2200 Traumapatienten aus der eigenen Klinik ausgewertet. Bei 24 von ihnen war eine außerklinische Thoraxdekompression versucht worden, meist war der Pneumothorax die wichtigste Traumadiagnose. Häufig fanden die Ärzte aber auch Rippenbrüche, Lungenprellungen oder einen Hämatothorax.

17 der 24 Patienten erhielten eine Nadeldekompression. Diese war nach Angaben der Rettungssanitäter nur bei drei Patienten erfolgreich. Die Ärzte fanden hier jedoch bei der Aufnahme keine Nadeln mehr vor oder sie lagen extrapleural. Zwei dieser Patienten erhielten sofort eine Pleuradrainage, einer hatte gar keinen Pneumothorax.

Von den 14 Patienten mit erfolgloser Nadeldekompression wurden acht sofort bei der Einweisung per Pleuradrainage behandelt – noch vor der Bildgebung. Zwei erhielten eine CT, bei vier wurde der Thorax geröntgt. Fünf der sechs Patienten mit Bildgebung unterzogen die Ärzte ebenfalls einer Pleuradrainage oder einer Thorakotomie.

Sechs der 24 Patienten waren gleich am Unfallort per Pleuradrainage behandelt worden. Bei fünf von ihnen gelang die Dekompression, obwohl die Drainage in zwei Fällen nicht ganz korrekt platziert war – nicht alle Drainageöffnungen des Tubus lagen intrapleural. Beim sechsten Patienten hatten die Notärzte den Pleuralraum nicht erreicht, hier mussten die Ärzte in der Klinik eine neue Drainage anlegen.

Schließlich wurde bei einem der Patienten zunächst erfolglos eine Nadeldekompression versucht, als der Notarzt hinzukam, legte er mit Erfolg vor Ort eine Drainage. 

Nadeln meist zu kurz

Als Hauptgrund für das Scheitern der Nadeldekompression vermuten die Ärzte um Kaserer eine zu kurze Nadel. In der Regel nutzen die Sanitäter Standardvenenkatheter mit einer Länge von 33 bis 50 mm. Am stets verwendeten Monaldipunkt liegt die Brustwanddicke jedoch im Schnitt bei 38 (Männer) bis 50 mm (Frauen), bei dicken Patienten sogar bei über 60 mm, berichten die Ärzte. Zudem könnten subkutane Emphyseme und Rippenfrakturen den Abstand weiter erhöhen. Die übliche Nadellänge sei daher häufig nicht ausreichend. Da am Bülaupunkt der Abstand zum Pleuralraum rund 13 mm geringer ist, sei zu überlegen, ob dieser bevorzugt werden sollte, sofern nur Standardkatheter vorliegen. Andernfalls sollten Katheter mit mindestens 64 mm Länge verwendet werden.

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