Erschienen in:
30.10.2019 | Triage | Originalien
Schockraumindikation nach Unfallhergang
verfasst von:
Dr. U. Schweigkofler, M. Sauter, D. Wincheringer, S. Barzen, R. Hoffmann
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 5/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Qualität der Traumaversorgung in Deutschland hat durch die Festschreibung von Standards im Weißbuch der Schwerverletztenversorgung und in der S3-Leitlinie Schwerverletztenversorgung deutlich zugenommen. Ein Eckpunkt der Polytraumaversorgung ist das Schockraummanagement, welches mit nichtunerheblichen materiellen und personellen Ressourcen vergesellschaftet ist. Bereits seit Beginn der Einführung der strukturierten Schwerverletztenversorgung waren die Wahl des Zielkrankenhauses und die Schockraumindikation im Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen. Weiterhin wird die Reduzierung des Schockraumteams bei mutmaßlich weniger schwer Verletzten diskutiert.
Material und Methode
Die Schockraum(SR)-Zuweisungen eines überregionalen Traumazentrums (ÜRTZ) (n = 686) wurden näher analysiert. Es wurden 235 Patienten mit der Schockraumindikation nach Unfallhergang (GoR-B-Kriterien) zugewiesen und in dieser Studie dem Kollektiv der im entsprechenden Zeitraum über die „GoR-A-Kriterien“ dem SR zugewiesenen Patienten (n = 104) gegenübergestellt.
Verglichen wurden neben Basisdaten (Alter, Geschlecht) die Verletzungsregion und -schwere („Injury Severity Score“ [ISS]), die Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation und im Krankenhaus sowie die Notwendigkeit von Operationen und Transfusion.
Ergebnis
Ein Drittel (34%) der Schockraumzuweisungen des ÜRTZ erfolgten aufgrund des Unfallhergangs; die Verletzungsschwere dieser Patientengruppe war mit einem ISS von 11 knapp halb so hoch wie die des Vergleichskollektivs. Auf die Überwachungs- bzw. Intensivstation (IMC/ITS) wurden 74 % aufgenommen und verblieben im Mittel knapp 3 Tage dort. Es fanden sich zwischen 4 und 18 % schwere Verletzungen („Abbreviated Injury Scale“ [AIS] 3), 17,9 % waren mit einem ISS ≥ 16 Pkt. als Polytrauma zu charakterisieren.
Schlussfolgerung
Eine signifikante Anzahl der aufgrund des Unfallmechanismus (den sog. B‑Kriterien des Weißbuch Schwerverletztenversorgung) für einen Schockraum angemeldeten Patienten weist schwere und potenziell lebensbedrohliche Verletzungen auf, die einer priorisierten und unverzüglichen Behandlung durch ein Schockraumteam bedürfen. Ob dafür ein reduziertes Schockraumteam ausreicht, ist kritisch zu prüfen.