Erschienen in:
24.04.2018 | Posttraumatische Belastungsstörung | Originalien
„Moral injury“ bei kriegstraumatisierten deutschen Bundeswehrsoldaten
Wirksamkeit der wertebasierten kognitiv-behavioralen Gruppentherapie
verfasst von:
Dr. Christina Alliger-Horn, Isabel Hessenbruch, Christian Fischer, Thomas Thiel, Alexander Varn, Gerd Willmund, Peter Zimmermann
Erschienen in:
Die Psychotherapie
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Ausgabe 4/2018
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Verletzung innerer Werteorientierungen, moralischer Überzeugungen und Erwartungen kann zu einer tiefgreifenden moralischen Erschütterung, der „moral injury“ (MI), führen. Diese MI verursachen im Rahmen der kriegsbedingten Traumatisierungen bei Soldaten einen hohen Leidensdruck, der oft mit starken Schamgefühlen einhergeht. Die Therapie der MI wurde bisher bei traumatisierten deutschen Soldaten nicht untersucht.
Fragestellung
Die vorliegende Pilotstudie untersucht die Wirksamkeit einer wertebasierten kognitiv-behavioralen Gruppentherapie auf das Coping-Verhalten von Scham im Zusammenhang mit kriegsbedingter MI.
Material und Methode
Es wurden 21 Soldaten mit MI und chronischer posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) im Rahmen einer 3‑wöchigen, stationären, halbstandardisierten Gruppentherapie behandelt. Die Soldaten wurden vor (t1) und nach (t2) der Intervention sowie nach 3 Monaten (t3) hinsichtlich ihrer Coping-Strategien für maladaptives Schamerleben mit der Compass of Shame Scale (COSS) untersucht. Der Fokus der Therapie lag auf einem wertebasierten Ansatz in Verbindung mit gezielter Entwicklung von „compassionate imagery“.
Ergebnisse
Die maladaptiven Coping-Strategien „attack other“, „attack self“ sowie „withdrawal“ im COSS zeigen nach der wertebasierten kognitiv-behavioralen Gruppentherapie eine Veränderung in Richtung eines funktionaleren Umgangs mit Schamerleben bei kriegsbedingter MI. Die psychische Gesamtbelastung sinkt unmittelbar nach der Therapie signifikant. Die depressive Begleitsymptomatik zeigt unter der Therapie positive Veränderungstendenzen.
Schlussfolgerung
Die wertebasierte kognitiv-behaviorale Gruppentherapie könnte in Zukunft eine wertvolle Erweiterung des Versorgungsangebotes für chronisch kriegstraumatisierte Soldaten mit speziellen moralischen Verletzungen darstellen.