Erschienen in:
30.06.2023 | Posttraumatische Belastungsstörung | Leitthema
Väter und peripartale psychische Erkrankungen: Das übersehene Elternteil?
verfasst von:
Prof. Dr. Susan Garthus-Niegel, Prof. Dr. Sarah Kittel-Schneider
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 9/2023
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Auch Väter spielen eine wichtige Rolle in der Schwangerschaft und Stillzeit, sowohl für die Partnerin als auch das Kind. Mit den gesellschaftlichen Veränderungen und zunehmender frühzeitiger Partizipation in der Betreuung bereits von Säuglingen rückt die Beziehung des Vaters zum Kind in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus. Dabei gibt es immer mehr Evidenz dafür, dass Väter ebenso während der Schwangerschaft der Partnerin und vor allen Dingen nach der Geburt eines Kindes psychische Erkrankungen erleiden können. Da die Transition in die Vaterrolle eine große Veränderung im Leben eines Mannes ist, kann die Geburt eines Kindes ein Lebensereignis darstellen, das zu einer erstmaligen psychischen Erkrankung beiträgt oder eine erneute Episode einer schon vorhandenen Erkrankung auslöst. Beispielsweise können Geburtskomplikationen auch die anwesenden Väter traumatisieren und Traumafolgeerkrankungen nach sich ziehen. Peripartale Angsterkrankungen und Depressionen betreffen wohl ungefähr 5 % aller Männer und können sich unter anderem negativ auf die Entwicklung der exponierten Kinder auswirken. Spezielle Screenings oder gar Behandlungsangebote für betroffene Männer sind noch sehr selten und wenig erforscht. Über die Prävalenz, Risikofaktoren und Behandlung anderer psychischer Erkrankungen bei den Vätern ist noch viel weniger bekannt, hier besteht großer Forschungsbedarf.