Erschienen in:
23.11.2023 | Praxis und Beruf | Leitthema
Partizipative Entscheidungsfindung
Von ethischer Sensibilität zur moralisch gerechtfertigten Entscheidung
verfasst von:
Prof. Dr. Bernhard Bleyer, Lea Hocher
Erschienen in:
Die Onkologie
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Ausgabe 1/2024
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Zusammenfassung
Hintergrund
In den letzten Jahren erschienen zahlreiche Fachbeiträge, die auf die Bedeutung ethischer oder moralischer Sensibilität im Verlauf von therapeutischen Entscheidungsprozessen hinweisen. Dabei fällt auf, dass die wissenschaftliche Nomenklatur diesbezüglich noch keinen einheitlichen Standard erreicht hat und der Klärung bedarf.
Ziel der Arbeit
Der Beitrag will klären, was und wie sich eine ethische von einer moralischen Sensibilität unterscheidet. Mithilfe der Theorie des kommunikativen Handelns versucht er zu erläutern, weshalb die subjektive ethische Sensibilität eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung darstellt, um ein moralisch gerechtfertigtes Urteil im Sinne einer partizipativen Entscheidungsfindung fällen zu können.
Methode
Methodisch versteht sich der Beitrag als fachwissenschaftlicher Kommentar aus der Perspektive der angewandten praktischen Philosophie. Er versucht, die aktuellen Ergebnisse der empirischen Studienliteratur aufzunehmen und in eine Diskussion über das Grundverständnis der verwendeten Begriffe einzubetten.
Ergebnis
Nachdem das Patientenrechtegesetz mit der Umsetzung des Partnerschaftsgedankens erste Schritte in Richtung partizipativer Entscheidungsmodelle setzte, gehen aktuelle Leitlinien in der Onkologie diesen Weg weiter. Auch wenn aktuelle Studien noch Defizite bei der Integration solcher Modelle in den Versorgungsalltag aufzeigen, haben diese das Potenzial, die Differenz zwischen subjektiver ethischer Sensibilität und dem moralisch gerechtfertigten Entscheiden zu überwinden.