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Erschienen in: Der Ophthalmologe 11/2004

01.11.2004 | Originalien

Probleme bei der augenärztlichen Bescheinigung von Blindheit

verfasst von: PD Dr. M. Gräf, M. Jomaa

Erschienen in: Die Ophthalmologie | Ausgabe 11/2004

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Zusammenfassung

Hintergrund

Eine Analyse der 1996 in Hessen bewilligten Blindengeldanträge deckte Mängel in den entsprechenden augenfachärztlichen Bescheinigungen auf [9].

Methoden

Um auch Aufschluss über abgelehnte Anträge zu erhalten, verglichen wir die 117 im Jahr 2002 beim hessischen Landesblindenarzt durchgeführten Blindengutachten mit den zusammen mit dem Blindengeldantrag vorgelegten augenfachärztlichen Bescheinigungen dieser Personen (42% der Nachbegutachtungen, 5,5% der Blindengeldanträge in Hessen 2002). In den Fällen, in denen das Gutachten eine andere Einstufung ergab als in der Bescheinigung empfohlen war, wurden Visus, Gesichtsfeld, sonstige Befunde und die Untersuchungsmethodik nach Aktenlage analysiert.

Ergebnisse

Es wurden 75 Bescheinigungen durch das Gutachten bestätigt. Bis zur Begutachtung waren 8 Personen mit attestierter wesentlicher Sehbehinderung blind, 14 Personen, denen Blindheit bescheinigt worden war, waren der Begutachtung zufolge wesentlich sehbehindert und in 8 bzw. 12 Fällen lag weder Blindheit noch eine wesentliche Sehbehinderung vor. In 29% der Fälle war die Sehbehinderung also geringer als in der Bescheinigung attestiert.

Schlussfolgerung

Die Differenzen zwischen den im Gutachten nachgewiesenen und den zuvor bescheinigten Sehfunktionen waren erheblich, obwohl regelmäßig bestätigt worden war, dass das angegebene Sehvermögen den objektiven Befunden entspräche. Eine kritische Prüfung der subjektiven Angaben war in diesen Fällen offenbar nicht erfolgt. Die Anwendung einfacher subjektiver und objektiver Methoden zur Funktionsprüfung böte die Möglichkeit einer besseren Validitätskontrolle.
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Metadaten
Titel
Probleme bei der augenärztlichen Bescheinigung von Blindheit
verfasst von
PD Dr. M. Gräf
M. Jomaa
Publikationsdatum
01.11.2004
Verlag
Springer-Verlag
Erschienen in
Die Ophthalmologie / Ausgabe 11/2004
Print ISSN: 2731-720X
Elektronische ISSN: 2731-7218
DOI
https://doi.org/10.1007/s00347-004-1045-x

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