Erschienen in:
01.05.2009 | Leitthema
Probleme und ethische Herausforderungen bei der bevölkerungsbezogenen Gesundheitskommunikation
verfasst von:
PD Dr. J. Loss, E. Nagel
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 5/2009
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Zusammenfassung
Gesundheitskommunikation, zum Beispiel in Form von massenmedialen Kampagnen, Patientenbroschüren oder Internetseiten, spielt eine wichtige Rolle für Public Health. Sie trägt zum Empowerment der Bürger bei und hilft ihnen, informierte Entscheidungen in Gesundheitsbelangen zu treffen. Bevölkerungsbezogene Gesundheitskommunikation kann aber auf individueller und gesellschaftlicher Ebene zu unerwünschten Auswirkungen führen, zum Beispiel durch nicht akkurate oder einseitige Informationen, diskriminierende Botschaften, skandalisierende Berichterstattung oder unzureichende Ausrichtung auf relevante Zielgruppen. Es scheint daher sinnvoll, ethische Kriterien für Gesundheitsinformationen aufzustellen. Vorgeschlagen werden: (1) Richtigkeit, Vollständigkeit und Ausgewogenheit, (2) Transparenz, (3) Partizipation der Zielgruppe, (4) Respekt für die menschliche Würde, (5) soziale Gerechtigkeit, (6) Verhältnismäßigkeit. Es gilt zum Beispiel, rücksichtsvoll vorzugehen, um nicht bestimmte Gruppen in der gesellschaftlichen Wahrnehmung zu stigmatisieren. Zudem erfordert es viel Aufwand, die Bedeutung eines Gesundheitsverhaltens, zum Beispiel den Nutzen und die Risiken einer Früherkennungsuntersuchung, korrekt und umfassend darzustellen. Auch wenn Marketing-Prinzipien dazu anleiten, wie ein Verhalten beziehungsweise Verhaltensänderungen besser zu erreichen sind, sollten Gesundheitskampagnen die Zielpersonen nicht zu einem bevölkerungsbezogenen Gesundheitszweck manipulieren. Wie eine ethische Verantwortung von den unterschiedlichen Anbietern von Gesundheitsinformationen eingefordert werden kann, bleibt unklar.