Erschienen in:
09.06.2017 | Psychotherapie | Editorial
Psychotherapie mit Geflüchteten
verfasst von:
Prof. Dr. Timo Storck, PD Dr. Meryam Schouler-Ocak, Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier
Erschienen in:
Die Psychotherapie
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Ausgabe 4/2017
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Auszug
Die „Flüchtlingskrise“ spitzte sich im deutschsprachigen Raum 2015 zu. Zwei Jahre später hat die Thematik jedoch kaum an Relevanz und Brisanz verloren, wie das Zitat eines Mitarbeiters der Agentur für Arbeit belegt: „Bei uns in den Jobcentern kommt die Krise jetzt erst an“ (persönliche Mitteilung). Bei vielen der in den letzten Jahren in Deutschland ankommenden Geflüchteten wurde erst kürzlich das Asylverfahren anerkannt und abgeschlossen (allein 2014 wurden 202.000, 2015 bereits 441.899 und 2016 sogar 722.370 Erstanträge gestellt), sodass nun die Integration in die Sozial- und Arbeitswelt wirklich beginnen kann und entsprechend unterstützt werden sollte. Aktuellen Studien zufolge sind die Prävalenzzahlen für psychische Störungen der ankommenden Menschen um ein Vielfaches erhöht im Vergleich mit der Allgemeinbevölkerung. Daher sind wir Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten bzw. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gefordert. Zwischen der hohen Relevanz, für nach Deutschland geflüchtete Menschen Hilfsangebote auch im psychotherapeutischen Bereich bereitzustellen, dem Vorliegen konzeptueller und empirischer Arbeiten zu den spezifischen Herausforderungen und der Wirksamkeit von Psychotherapie mit Geflüchteten ergibt sich weiterhin jedoch eine starke Diskrepanz. Auch wenn bereits seit einiger Zeit das Forschungs- und Arbeitsfeld der interkulturellen Psychotherapie in Deutschland als hochrelevant erkannt worden ist und während der vergangenen Jahre entsprechend viele Formen von Anlaufstellen und Modellprojekten etabliert wurden, bedarf es einer intensiven Fortsetzung dieses Engagements, einer Vernetzung der Projekte, eines Austausches der Erfahrungen sowie einer Vertiefung der konzeptuellen Arbeiten. Zugleich besteht weiterhin großer Bedarf an Qualifizierungsmaßnahmen im Bereich der interkulturellen Psychotherapie für psychotherapeutisch Tätige sowie der Dolmetscher, die für die Durchführung von interkulturellen Psychotherapien meist unersetzlich sind. …