Erschienen in:
31.07.2017 | Transsexualismus | Leitthema
Qualitätsentwicklung in der interdisziplinären Trans-Gesundheitsversorgung
Ergebnisse und Implikationen partizipativer Versorgungsforschung
verfasst von:
Dr. Timo O. Nieder, Andreas Köhler, M.Sc., Jana Eyssel, M.Sc., Prof. Dr. Peer Briken
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 9/2017
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Zusammenfassung
International wie national wird der Anspruch formuliert, seltene klinische Anliegen, wie die von trans Personen (kurz für: transsexuell, transgender, transgeschlechtlich, transident etc.) spezialisiert, professionell koordiniert und interdisziplinär zu behandeln. Das „Interdisciplinary Transgender Health Care Center Hamburg“ (ITHCCH) ist in Deutschland das erste Zentrum, das alle für Trans-Gesundheit relevante Disziplinen an einem Ort vereint.
Die Erwartungen und Befürchtungen von trans Personen an eine interdisziplinäre Trans-Gesundheitsversorgung sollen erfasst werden, um für Behandlungssuchende wie für Behandelnde valide Informationen zur Gestaltung des ITHCCH zu erheben. Akteure des Umfelds des ITHCCH sollen nach ihren Interessen gegenüber dem ITHCCH befragt werden.
N = 415 trans Personen nahmen an einem Onlinesurvey teil, der quantitativ und qualitativ ausgewertet wurde. Der Fragebogen wurde partizipativ mit Vertreter_innen der Trans-Selbsthilfe und niedergelassenen Ärzt_innen mit Behandlungserfahrung von trans Patient_innen entwickelt. Mithilfe einer Stakeholderanalyse wurde das Projektumfeld untersucht.
Die transitionsunterstützende Behandlung unterscheidet sich im Verlauf und in den Gründen ihres Abschlusses. Unterschiede zwischen binären und nonbinären trans Personen bestehen insbesondere in der Inanspruchnahme genitalchirurgischer Eingriffe. Zentrale Themen für die Versorgungsqualität sind neben strukturellen Aspekten Kommunikation/Soziales, Individualität und Professionalität/Qualität.
Die interdisziplinäre Trans-Gesundheitsversorgung bedarf fortlaufender Rückkopplung ins Feld der Behandlungssuchenden und der Akteure. Die Gleichzeitigkeit von struktureller Entwicklung und Optimierung von Individualität und Flexibilität im Behandlungsprozess bleibt die Herausforderung für eine nachhaltige Versorgungsqualität.