Erschienen in:
31.07.2017 | Erektile Dysfunktion | Leitthema
Stationäre Krankenhausbehandlungen ausgewählter sexueller Störungen
Eine Analyse der Daten des Statistischen Bundesamts von 2000 bis 2014
verfasst von:
Franziska Brunner, Thula Koops, Timo O. Nieder, Geoffrey M. Reed, Prof. Dr. med. Peer Briken
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 9/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Patienten mit den sexualmedizinisch relevanten ICD-10 Diagnosen F52, F64, F65 und F66 werden durch verschiedene medizinische Disziplinen behandelt. Bisher fehlen Daten dazu, welche dieser sexuellen Störungen stationär in Krankenhäusern versorgt werden und ob sich Veränderungen über die Zeit zeigen.
Fragestellung
Ziel der Studie ist es zu untersuchen, wie häufig als psychisch gekennzeichnete sexuelle Störungsbilder aus dem Kapitel V (F) der ICD-10 stationär behandelt werden.
Methode
Analysiert wurden die Diagnosedaten aus der seit 2000 jährlich veröffentlichten Krankenhausstatistik des Statistischen Bundesamts (Destatis).
Ergebnisse
Die Zahl der stationär behandelten Patienten mit einer Störung der Geschlechtsidentität (F64) hat seit dem Jahr 2000 um das 2,6-Fache zugenommen. Bei den sexuellen Funktionsstörungen (F52) als Hauptdiagnose zeigt sich ein Rückgang der stationären Behandlungen, wobei eine weitaus höhere Zahl an Krankenhauspatienten eine F52-Nebendiagnose aufweist. Patienten mit F64 werden überwiegend in den urologischen, gynäkologischen und chirurgischen Fächern behandelt, 76,0–81,1 % der Fälle mit F52 in der Urologie. Paraphile Störungen (F65) und psychische und Verhaltensstörung in Verbindung mit der sexuellen Entwicklung und Orientierung (F66) werden nur sehr selten und nahezu ausschließlich psychiatrisch oder psychotherapeutisch stationär versorgt.
Diskussion
Die Daten deuten darauf hin, dass es sich bei den stationären Behandlungen aufgrund einer sexuellen Störung als Hauptdiagnose größtenteils um körpermedizinische Behandlungen der Erektionsstörungen (F52.2) und des Transsexualismus (F64.0) handelt. Insbesondere in den chirurgischen Fächern ist durch die stetig steigenden Fallzahlen aufgrund von F64.0 sexualmedizinische Kompetenz gefragt. Diskutiert werden Ursachen für die Verteilung und Fallzahlentwicklung. Weiterer Forschung bedarf es insbesondere hinsichtlich der stationären Patienten mit F52- und F64-Nebendiagnosen.