Erschienen in:
01.11.2012 | Originalarbeit
Qualitätssicherung in der Glaubhaftigkeitsbeurteilung
Ein Urteil, methodenkritische Stellungnahmen und andere Versuche
verfasst von:
Prof. Dr. Renate Volbert
Erschienen in:
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie
|
Ausgabe 4/2012
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Es werden verschiedene Ebenen der für die Glaubhaftigkeitsbegutachtung relevanten Qualitätsdiskussion erörtert. Auf einer übergeordneten Ebene ist das Grundsatzurteil des Bundesgerichtshofs zu den wissenschaftlichen Anforderungen an aussagepsychologische Begutachtungen im Jahr 1999 ausgesprochen einflussreich. Die besondere Wirkung des Urteils resultiert daraus, dass es nicht nur allgemeine Anforderungen oder notwendigerweise zu behandelnde Themen nennt. Vielmehr wurden auch fragestellungsspezifische inhaltlich-methodische Mindestanforderungen festgelegt und auf diese Weise einem bis dahin häufig anzutreffenden Fehler entgegengewirkt, nämlich der Behandlung von probabilistischen Indikatoren, als handele es sich um nomologische Gesetze. Auf der konkreten Ebene wird im Bereich der Glaubhaftigkeitsbegutachtung häufig von dem Instrument der methodenkritischen Stellungnahme Gebrauch gemacht, um auf Qualitätsmängel in einem bereits vorliegenden Gutachten hinzuweisen. Es wird dargelegt, dass es sich bei methodenkritischen Stellungnahmen ebenfalls um wissenschaftliche Arbeiten handelt, die Qualitätsmindestanforderungen genügen müssen, was in der Praxis nicht immer der Fall ist. Die Festschreibung von Qualitätsanforderungen kann allerdings maximal dazu führen, dass ein in einem Fachgebiet erreichter Wissensstand in die Praxis umgesetzt wird. Angesichts der weiterhin schlechten universitären Einbindung der Rechtspsychologie ist zu betonen, dass für die Qualitätsdiskussion von zentraler Bedeutung ist, dass ausreichende Forschungsressourcen zur Verfügung stehen, um einzelfalldiagnostische Strategien zu evaluieren und weiterzuentwickeln, da Gutachtenqualität immer von den wissenschaftlichen Grundlagen, die zur Verfügung stehen, abhängig ist.