Erschienen in:
01.10.2010 | Leitthema
Risikoscreening als systematischer Zugang zu Frühen Hilfen
Ein gangbarer Weg?
verfasst von:
Dipl. Psych. Dr. H. Kindler
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 10/2010
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Zusammenfassung
Verfahren des Risikoscreenings verfolgen das Ziel, unter Bedingungen von Freiwilligkeit möglichst systematisch Familien zu identifizieren, die von intensiveren Angeboten Früher Hilfe in besonderer Weise profitieren können. Dadurch sollen positive Fürsorge und Erziehung gefördert und die Häufigkeit früher Vernachlässigung und Misshandlung verringert werden. Entsprechende Screeningverfahren können sich auf eine Reihe internationaler Längsschnittstudien zu Vorhersagefaktoren früher Gefährdung stützen. Darauf aufbauende Verfahren haben sich im Ausland als in der Lage erwiesen, die Mehrzahl der Fälle, bei denen es im weiteren Verlauf zu früher Gefährdung kommt, vorab als unterstützungsbedürftig zu erkennen. Zugleich scheint es bei der Mehrzahl als belastet erkannter Familien nicht zu Gefährdungsereignissen zu kommen. In der Gesamtbetrachtung scheinen Screeningverfahren im Bereich Früher Hilfen einen gangbaren Weg darzustellen, sofern Stigmatisierungseffekte vermieden werden können und teilnehmende Familien auch über die Verhinderung von Gefährdung hinaus profitieren. In Deutschland befinden sich entsprechende Verfahren noch in der Entwicklung bzw. wissenschaftlichen Prüfung, auch wenn erste Praxiserfahrungen im Rahmen von Modellversuchen positiv ausgefallen sind.