Erschienen in:
21.10.2016 | Leitlinien
S3-Leitlinie: Analabszess
2. revidierte Fassung 2016, AWMF-Registriernummer: 088/005
verfasst von:
Dr. A. Ommer, Prof. Dr. A. Herold, Dr. E. Berg, Prof. Dr. St. Farke, Prof. Dr. A. Fürst, Prof. Dr. F. Hetzer, Dr. A. Köhler, Prof. Dr. S. Post, Dr. R. Ruppert, Prof. Dr. M. Sailer, Prof. Dr. T. Schiedeck, Prof. Dr. O. Schwandner, Dr. B. Strittmatter, Dr. B. H. Lenhard, Prof. Dr. W. Bader, Prof. Dr. S. Krege, Prof. Dr. H. Krammer, Prof. Dr. E. Stange
Erschienen in:
coloproctology
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Ausgabe 6/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Analabszesse sind relativ häufig, v. a. bei jungen männlichen Erwachsenen.
Methode
Aufbauend auf der S3-Leitlinie aus dem Jahr 2011 wurde erneut ein systematisches Review der Literatur vorgenommen.
Ergebnisse
Die neue Literatur ermöglicht wenige neue Schlussfolgerungen für den diagnostischen und therapeutischen Bereich. Es wird zwischen subanodermalen, intersphinktären, ischioanalen und supralevatorischen Abszessen unterschieden, die von den Proktodealdrüsen des Intersphinktärraums ausgehen. Anamnese und klinische Untersuchung sind als Diagnostik ausreichend. Weiterführende Untersuchungen (Endosonographie, Magnetresonanztomographie) sollten bei Rezidivabszessen oder supralevatorischen Abszessen erwogen werden. Der Zeitpunkt der operativen Intervention wird v. a. durch die Symptomatik bestimmt, wobei der akute Abszess grundsätzlich eine Notfallindikation darstellt. Die Therapie des Analabszesses ist operativ. Der Zugang (transrektal oder perianal) richtet sich nach der Abszesslokalisation. Ziel der Operation ist eine großzügige Drainage des Infektionsherds unter Schonung der Schließmuskelstrukturen. Eine intraoperative Fistelsuche sollte allenfalls sehr vorsichtig erfolgen, ein Fistelnachweis nicht erzwungen werden. Die Wunde soll regelmäßig gespült werden (Ausduschen mit Leitungswasser). Die Anwendung von lokalen Antiseptika birgt die Gefahr der Zytotoxizität. Eine Antibiotikatherapie ist nur in Ausnahmefällen erforderlich. Das Risiko einer Reabszedierung oder sekundären Fistelbildung ist insgesamt gering, die Ursache kann in einer unzureichenden Drainage bestehen. Eine primäre Fistelspaltung soll nur bei oberflächlichen Fisteln durch einen erfahrenen Operateur erfolgen. Bei unklaren Befunden oder hohen Fisteln soll die Sanierung in einem Zweiteingriff erfolgen.
Schlussfolgerung
In diesen klinischen S3-Leitlinien werden anhand der aktuellen Literatur Richtlinien für die Diagnostik und Therapie des anorektalen Abszesses vorgestellt.