Erschienen in:
01.07.2015 | Originalien
Sekundäre Prävention bei Patienten mit oberflächlichem Urothelkarzinom
verfasst von:
Dr. T.J. Schnöller, F. Zengerling, C. Hirning, F. Jentzmik
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 7/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Das Urothelkarzinom ist bei Männern die vierthäufigste und bei Frauen die siebthäufigste maligne Erkrankung in Deutschland. 95 % aller Tumoren der Harnblase sind Urothelkarzinome. Zirka 80 % dieser Karzinome sind bei Erstdiagnose nicht invasiv. Der Befall ist oft multizentrisch. Zirka 10–15 % dieser Tumoren entwickeln im weiteren Verlauf ein muskelinvasives Wachstum. Wir analysierten, welche Maßnahmen Patienten selber unternehmen, in der Hoffnung, damit ihr Rezidivrisiko senken zu können.
Material und Methoden
Im Zeitraum zwischen Januar 2012 und Dezember 2013 befragten wir insgesamt 97 Patienten mit einem superfiziellen pTa-Urothelkarzinom im Rahmen der Tumornachsorge in unserer uroonkologischen Sprechstunde, inwieweit die Diagnose Urothelkarzinom ihre Lebensumstände und Ernährungs- und Trinkgewohnheiten verändert hat. Ob Nachsorgen regelmäßig durchgeführt werden und wurden, sie psychische Betreuung angenommen haben und ob sie selbstständig Prophylaxemaßnahmen ergriffen haben, sowie ihre Rauchgewohnheiten, sofern vorhanden, geändert haben.
Ergebnisse
Unter den 97 Befragten waren 79 Männer und 18 Frauen, darunter 56 Raucher und 41 Nichtraucher. Der Altersmedian lag bei 71 (36–96) Jahren. Für 22 (22,7 %) Patienten führte die Diagnose zu keinen Veränderungen ihrer Lebensumstände. Bei 33 Patienten war die Veränderung gering (44 %), bei 20 mittelgradig (26,7 %), bei 14 (18,6 %) stark und bei 8 (10,7 %) sehr stark. 25 (25,8 %) Patienten änderten ihre Ernährungsgewohnheiten. 49 Patienten änderten ihre Trinkgewohnheiten, davon gaben 48 Patienten an, mehr zu trinken (> 2,0 l/Tag), 1 Patient reduzierte seine Trinkmenge. Nach Diagnosestellung hörten 40 (71,4 %) Patienten auf zu rauchen, 7 (12,5 %) reduzierten den Konsum. 6 (10,7 %) rauchten unverändert weiter. 44 (45,4 %) Patienten gaben an, ihr Sportverhalten geändert zu haben, davon trieben 11 (25 %) mehr Sport, und 8 (18,1 %) weniger. Nur 3 (3,1 %) Patienten nahmen psychoonkologische Betreuung im Verlauf in Anspruch. 39 (40,2 %) Patienten griffen zu supportiven/komplementärmedizinischen Maßnahmen, um ihre Erkrankung potentiell günstig zu beeinflussen (Misteltherapie, Vitaminpräparate), 22 (22,7 %) Patienten ließen sich durch Ärzte zusätzlich beraten. Allerdings glaubten 45,4 % aller Patienten nicht an den Erfolg der von ihnen getroffenen Maßnahmen.
Schlussfolgerung
Für 77,3 % aller Patienten stellte die Diagnose Urothelkarzinom eine Veränderung ihrer Lebensumstände dar und sie waren bereit, diverse Maßnahmen, wie Aufgabe des Rauchens, Änderung von Trink- und Essgewohnheiten, Sport und Prophylaxemaßnahmen durchzuführen. Allerdings glaubt nahezu die Hälfte der Patienten (45,4 %) selbst nicht an einen durchschlagenden Erfolg der von Ihnen getroffenen Maßnahmen.