Erschienen in:
01.09.2011 | Originalien
Sequenztherapie beim metastasierten Nierenzellkarzinom in Deutschland 2010
Bedeutung der verschiedenen Target-Substanzen
verfasst von:
PD Dr. M. Siebels, A. Hegele, Z. Varga, R. Oberneder, C. Doehn, H. Heinzer, Deutsche Gesellschaft für Immun- und Targeted Therapie e.V. (DGFIT)
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 9/2011
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Zusammenfassung
Hintergrund
Seit 2006 wurden für die Behandlung des metastasierten Nierenzellkarzinoms (mNZK) 6 neue Substanzen in Deutschland zugelassen. Vergleichende Studien zum Einsatz bei gleicher Indikation fehlen, die Reihenfolge einer potentiellen Sequenztherapie ist bisher unklar. Ziel der Studie war die Erhebung der Therapieentscheidungen in Deutschland beim mNZK im Zeitalter der „Target-Therapie“. Im Mittelpunkt der Studie stand dabei die Frage nach der Sequenzierung der unterschiedlichen Therapieoptionen. Zusätzlich sollten die Daten dieser Studie mit einer bereits im Jahr 2008 publizierten Studie verglichen werden.
Patienten und Methode
Von April bis Mai 2010 wurden 150 Ärzte, die spezialisiert sind auf die Therapie von Patienten mit mNZK, befragt. Es handelte es sich um niedergelassene Urologen (NU, n=40), niedergelassene Onkologen (NO, n=40), Klinikurologen (KU, n=35) und Klinikonkologen (KO, n=35). Die 4 Arztgruppen wurden nach ihrem Therapieverhalten in der First-, Second- und Third-line- bzw. Sequenztherapie befragt. Ferner sollten die Gründe für eine Therapieentscheidung genannt bzw. gewichtet werden.
Ergebnisse
Insgesamt wurden 92% aller Patienten mit mNZK therapiert. NU behandeln nur noch 30% ihrer Patienten selbst. Die früher verwendeten Immuntherapien (IFN, IL-2) spielen keine Rolle mehr. Bei den NU (50,4%), den NO (47,1%) wird in der First-line-Therapie am häufigsten Sunitinib eingesetzt. In der Second- und Third-line-Therapie wird von NU Everolimus (27,1%, 26,3%) und von NO Sorafenib (28,6%) bzw. Everolimus (26,4%) eingesetzt. Die KO setzen primär Sunitinib (56,1%), in der Second-line- Therapie Sorafenib (45,5%) und in der Third-line-Therapie v. a. Everolimus (19,4%) ein. KU nutzen in der First-line-Therapie am häufigsten Sunitinib (57,6%) und Sorafenib in der Second-line- (37,3%), während in der Third-line-Therapie Temsirolimus (49,6%) aber auch Everolimus (30,4%) Anwendung finden.
Schlussfolgerung
Die Therapie beim mNZK wird sehr stark von den Substanzen Sunitinib und Sorafenib bestimmt. Neuerdings werden die mTOR-Inhibitoren vermehrt in die Zweit- und Drittlinientherapie einbezogen. Durch die Einführung der neuen Target-Therapien wird die Behandlung dieser speziellen Patientenklientel weniger von Urologen und mehr von Onkologen durchgeführt. Dieser Trend hat sich im Vergleich zur DGFIT-Studie aus dem Jahr 2008 dramatisch verstärkt.