Erschienen in:
01.11.2015 | Originalien
Sozialmedizinische Prognose der Entzugsbehandlung Suchtkranker
Ergebnisse eines Modellprojekts integrierter Versorgung
verfasst von:
Dr. D.V. Steffen, L. Steffen, S. Steffen
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 11/2015
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Zusammenfassung
Einleitung
Abhängigkeitserkrankungen stellen durch eine unzureichende sowie späte Diagnostik und Behandlung ein großes gesundheitsökonomisches Problem dar. Diese Studie untersucht die Effektivität eines integrierten Versorgungskonzeptes (IV) zur qualifizierten ambulanten Entzugsbehandlung.
Methode
In dieser prospektiven Beobachtungsstudie wurden 293 Abhängigkeitskranke auf den Verlauf der IV, soziodemographische Daten und weitere suchtspezifische Variablen hin untersucht. Über ein 2-Jahres-Follow-up wurden Abstinenz (t1 = 3, t2 = 12, t3 = 24 Monate), Weitervermittlung und Antritt einer Suchtrehabilitation gemessen.
Ergebnisse
Alle Patienten beendeten ohne Komplikationen die IV, davon 90,5 % abstinent. 52,9 % konnten in eine Suchtrehabilitation vermittelt werden, 97,9 % traten diese auch an. Die Abstinenz (DGSS4) war über 24 Monate hinweg hoch, nahm im Verlauf jedoch signifikant ab (t1 = 59,4 %, t2 = 50,5 %, t3 = 39,7 %, p < 0,001). Die Vermittlung in eine Suchtrehabilitation zeigte den größten Effekt auf die Abstinenz, gefolgt von der Behandlungsdauer. Die Krankheitsschwere (Belastungsindex) hatte geringe negative Effekte.
Diskussion
Die IV zeigt trotz der methodischen Limitationen eine effektive qualifizierte ambulante Entzugsbehandlung. Sollbruchstellen des Suchthilfesystems werden stabilisiert und Patienten zielgerichtet behandelt. Die Ergebnisse sind unter Berücksichtigung der Empfehlungen der BÄK gleichwertig zur qualifizierten stationären Entzugsbehandlung.