Erschienen in:
01.11.2015 | Historisches
Die Beiträge von Emil Kraepelin zum Wissen über Schlafstörungen und deren Behandlung
verfasst von:
K. Becker, M. Kluge, PD Dr. H. Steinberg
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 11/2015
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Zusammenfassung
Emil Kraepelins psychiatrische Schriften erfreuen sich bis heute der Aufmerksamkeit der Forschung. Seine Arbeiten über Schlafstörungen und deren Behandlung oder zum Zusammenhang zwischen Schlaf und psychischen Störungen wurden indes bislang wenig beachtet.
Vorliegende Arbeit identifiziert und analysiert die in Kraepelins Publikationen zwischen 1883 und 1924 verstreuten Äußerungen zur Pathologie des Schlafs, deren Komorbiditäten und Behandlung und korreliert sie schließlich mit einigen Aspekten der modernen Schlafmedizin.
Kraepelin schuf zwar keine allumfassende Gesamtlehre zum Schlaf und seinen Störungen, jedoch lassen sich vereinzelt erstaunliche Aussagen finden. Vor allem besticht seine ätiologisch orientierte Einteilung der Schlafstörungen. Diese erfasst Schlafstörungen auch als Symptom bzw. Symptomkomplex sowie assoziierte Erkrankungen und stimmt mit aktuellen Klassifikationssystemen weitgehend überein. Außerdem sind seine Ratschläge zur Schlafhygiene und pharmakologischen Behandlung pathologischer Schlafmuster bemerkenswert, da sie nach wie vor klinische Relevanz besitzen. Kraepelin stellte bereits zum ausgehenden 19. Jahrhundert einen Behandlungsalgorithmus auf, der der heutigen Behandlungsleitlinie sehr nahekommt. Zu Kraepelins Zeiten herrschte kein Konsens bezüglich Schlafstörungen und ihrer Behandlung – auch heute hält die Debatte an, jedoch konnte sich auf Leitlinien verständigt werden. So kann Kraepelins Beitrag auch gegenwärtig als Arbeitsvorschlag gelesen werden.