Erschienen in:
01.12.2015 | Übersichten
Kopf- und Halsparagangliome
Eine interdisziplinäre Herausforderung
verfasst von:
Dr. med. J. Künzel, K. Bahr, M. Hainz, H. Rossmann, C. Matthias
Erschienen in:
HNO
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Ausgabe 12/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Aktuelle Behandlungsstrategien von Kopf- und Halsparagangliomen (KHPG) wenden sich von radikalen Ansätzen ab und favorisieren eine funktionserhaltende Therapie. Strahlentherapeutische Methoden stellen Alternativen in der Primärtherapie dar.
Material und Methoden
Es erfolgte eine PubMed-Recherche der relevanten Literatur bzgl. Genetik und Therapie von KHPG.
Ergebnisse
Der schnelle Fortschritt in der Genforschung beruht auf der Einrichtung zentraler Register für Paragangliompatienten und der Verfügbarkeit von Sequenzierungsmethoden der nächsten Generation. Exomsequenzierung und die Gene-Panel-Sequencing-Methode wurden bereits erfolgreich bei Paragangliomsyndromen angewandt. Letztere Methode ist besonders schnell und kosteneffektiv und wird womöglich in naher Zukunft komplexe Genotypisierungsalgorithmen ablösen. Die Literatur bietet gute Evidenz für diverse moderne Möglichkeiten einer individualisierten Therapie aller KHPG-Manifestationen. Im Allgemeinen sollten kleinere oder symptomatische Tumoren, insbesondere bei jungen Patienten, komplett reseziert werden. Größere Tumoren sollten unter Berücksichtigung von Patientenalter, Symptomen, Morbiditätsrisiko und Komorbiditäten funktionserhaltend operiert werden. Eine primäre Strahlentherapie ist eine gleichwertige Alternative. Eine „Wait and scan“-Strategie ist in selektierten Fällen eine Option.
Diskussion
Die potenzielle Morbidität der chirurgischen Verfahren muss der zu erwartenden Lebensqualität gegenübergestellt werden. Eine umfassende Aufklärung der Patienten über die möglichen Behandlungsoptionen ist obligat. Ein multidisziplinäres Expertenteam ist für eine adäquate Betreuung von Paragangliompatienten zu empfehlen.