Erschienen in:
10.05.2017 | Lese- und Rechtschreibstörung | Leitthema
Lese- und/oder Rechtschreibstörung
Symptomatik, Diagnostik und Behandlung
verfasst von:
Prof. Dr. G. Schulte-Körne
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 6/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Lese- und/oder Rechtschreibstörung gehört mit einer Prävalenz jeweils von 4–5 % zu den häufigen schulischen Entwicklungsstörungen. Das Vorgehen zur Diagnosestellung ist recht unterschiedlich, das Wissen um evidenzbasierte Fördermethoden recht gering und findet wenig Eingang in die Praxis.
Ziel der Arbeit
Basierend auf der kürzlich veröffentlichten S3-Diagnostik- und Behandlungsleitlinie sollen die evidenz- und konsensbasierten Empfehlungen zu Diagnostik und deren Umsetzung sowie die Empfehlungen zu Förderung und Behandlung dargestellt werden.
Material und Methoden
Es handelt sich um einen narrativen Review auf der Basis der Empfehlungen der S3-Leitlinie.
Ergebnisse
Die Diagnostik sollte neben der Verwendung standardisierter, aktuell normierter Testverfahren zur Messung der Lesegeschwindigkeit, -fehler und des Leseverständnisses sowie der Rechtschreibung auch das Vorliegen komorbider Störungen, einschließlich einer Rechenstörung, überprüfen. Für die Förderung sollten nur evidenzbasierte Methoden verwendet werden. Die Förderung sollte möglichst früh erfolgen; präventive Maßnahmen werden in einem Zeitraum 6 Monate vor der Einschulung empfohlen. Die Behandlung sollte neben der systematischen Förderung der Lese- und Rechtschreibfähigkeiten die psychosozialen Belastungen und psychischen Störungen, wie Angststörung, Depression oder Verhaltensstörungen, berücksichtigen.
Schlussfolgerung
Durch die Veröffentlichung der S3-Leitlinie liegen erstmals evidenz- und konsensbasierte Empfehlungen zu Diagnostik und Behandlung bei der Lese- und/oder Rechtschreibstörung vor. Die Umsetzung der Leitlinie wird dadurch erschwert, dass die Krankenkassen die Kostenübernahme für die LRS-Förderung ablehnen. Die unterschiedlichen schulrechtlichen Regelungen der Bundesländer im Umgang mit Schülern mit einer LRS führen zu einer sehr unterschiedlichen Behandlung und Unterstützung dieser Schüler.