Erschienen in:
30.09.2016 | Pflege | Originalien und Übersichten
Sozialrechtliche Beratung in ambulanten Krebsberatungsstellen
Angebote und Inanspruchnahme durch Ratsuchende
verfasst von:
PD Dr. Jochen Ernst, Anja Mehnert, Joachim Weis, Tanja Faust, Jürgen M. Giesler, Julia Roick
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 11/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die psychosoziale Versorgung von Krebspatienten gewinnt zunehmend an Bedeutung. Hierfür bieten Krebsberatungsstellen (KBS) ein breites Spektrum an Leistungen an. Studien zu den sozialrechtlichen Leistungsangeboten der KBS und deren Nutzung sind bisher nicht durchgeführt worden. Untersucht werden im Folgenden der Umfang und die Themen sozialrechtlicher Beratungen in KBS und Zusammenhänge zu Merkmalen der Ratsuchenden sowie der Leistungsanbieter.
Methode
Im Rahmen eines von der Deutschen Krebshilfe (DKH) finanzierten Projekts wurden die Dokumentationsdaten zu den Beratungsleistungen von 21 KBS für das Jahr 2014 analysiert. Es liegen Informationen zu 5203 Ratsuchenden (80 % Patienten, 20 % Angehörige oder andere Personen; Alter ∅ 54 Jahre; 24 % männlich) vor. Dies entspricht 20.947 Beratungskontakten. Es wurden deskriptive Berechnungen durchgeführt (Kreuztabellen und Mittelwertanalysen) sowie binär logistische Regressionsanalysen gerechnet (Inanspruchnahme einer sozialrechtlichen Beratung ja/nein).
Ergebnisse
55 % der 5203 Ratsuchenden erhielten eine Beratung zu einem sozialrechtlichen Thema, 28 % kamen ausschließlich deswegen in die KBS. Bezogen auf alle KBS variiert der Anteil der Personen mit sozialrechtlicher Beratung von 15 bis 87 %. Hauptthemen sozialrechtlicher Beratung waren medizinische Rehabilitation (57 %) und Behindertenrecht (43 %). Die Beratungen fanden zu 68 % in einer einmaligen Sitzung statt und wurden insbesondere von Älteren, nicht Erwerbstätigen und Personen mit aktueller Diagnosestellung oder Behandlung in Anspruch genommen. 18 % der Beratungszeit wurden in den KBS für sozialrechtliche Beratung aufgewendet. Sozialrechtliche Beratungen wurden zu 71 % von Sozialarbeitern/-pädagogen sowie zu 29 % von anderen Berufsgruppen durchgeführt.
Schlussfolgerungen
Sozialrechtliche Beratungen nehmen einen hohen Stellenwert in der psychosozialen Versorgung durch Krebsberatungsstellen ein. Gleichzeitig verweisen die Analysen auf Unterschiede des Versorgungsspektrums zwischen den KBS. Weitere Untersuchungen zur Versorgungsqualität von KBS außerhalb des betrachteten DKH-Förderschwerpunktes sowie zur Wirksamkeit sozialrechtlicher Beratungen stehen noch aus.