Erschienen in:
14.04.2021 | Sucht | Übersichten
Chemsex
Eine neue Herausforderung der Suchtmedizin und Infektiologie
verfasst von:
Marcus Gertzen, Moritz Strasburger, Jan Geiger, Cornelia Rosenberger, Solveig Gernun, Johanna Schwarz, Dr. Andrea Rabenstein, PD. Dr. Tobias Rüther
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 3/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund
Innerhalb der letzten Jahre zeigten sich Hinweise für die Zunahme des Phänomens „Chemsex“, eine Unterform des sexualisierten Substanzgebrauchs. Bei Chemsex handelt es sich um einen Neologismus aus den beiden Begriffen „chemicals“ und „sex“. Er beschreibt den Konsum von Methamphetamin, γ‑Hydroxybuttersäure/γ-Butyrolacton (GHB/GBL), Mephedron und teils weiteren Substanzen zur Beeinflussung sexueller Aktivität, vor allem durch Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), und wird als bedeutender Risikofaktor für psychische und körperliche Erkrankungen beschrieben
Ziel der Arbeit
Aufgrund der zunehmenden Bedeutung des Phänomens und der somit deutlich gestiegenen Zahl an Publikationen zur Thematik, ist das Ziel dieser Arbeit, eine Übersicht über die aktuelle und relevante Literatur zu geben. Hierdurch soll mehr Bewusstsein für dieses Thema bei Behandlern und Forschern geschaffen und dadurch Betroffenen ein leichterer Zugang zum Hilfesystem ermöglicht werden
Methoden
Es erfolgte eine Literaturrecherche über PupMed/Medline sowie ein Abgleich mit Cochrane und Embase für die Begriffe „chemsex“, „sexualized drug use“ oder „slamming“ wobei 22 Arbeiten als relevant identifiziert wurden
Ergebnisse
Der Fokus der veröffentlichten Literatur zur Thematik liegt aktuell vor allem auf der Beschreibung somatischer Komorbiditäten. Es besteht ein deutlich erhöhtes Risiko für sexuell übertragbare Erkrankungen, wobei auch psychische Erkrankungen wie Depressionen, substanzinduzierte Psychosen und Suchterkrankungen bedeutende Folgen von Chemsex zu sein scheinen. Ein individualisierter und spezialisierter Therapieansatz ist zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht etabliert
Diskussion
Die Komplexität der Thematik zwischen Psychiatrie und Somatik erscheint durch die aktuelle Datenlage noch nicht ausreichend abgebildet. Aufgrund der wechselseitigen Beeinflussung der unterschiedlichen Komorbiditäten ist diese Patientenklientel bei fehlendem spezifischem Therapieangebot jedoch besonders gefährdet, weswegen weitere Forschung zu diesem Thema benötigt wird.