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Erschienen in: Die Urologie 5/2009

01.05.2009 | Geschichte der Urologie

Technisierung der Sinne – von der Harnschau zur Urinanalyse

Das Beispiel der Harnzuckerbestimmung

verfasst von: M. Martin, Prof. Dr. H. Fangerau

Erschienen in: Die Urologie | Ausgabe 5/2009

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Zusammenfassung

Seit der Antike basierte die medizinische Semiotik auf Zeichen, die allein mittels der Sinnesorgane des Arztes wahrgenommen werden konnten. Im 19. Jahrhundert wurde dieses Spektrum durch neue Techniken, Instrumentarien und chemische Analyseverfahren erheblich erweitert. Jetzt genügten qualitative Zeichen naturwissenschaftlich begründeten Erkenntnisinteressen nicht mehr. Mediziner verlangten nach quantifizierbaren Messdaten.
Dieser Beitrag untersucht den Prozess der Technisierung am Beispiel der Harnzuckerbestimmung. Zum einen werden die Entwicklungslinien technischer Analyseverfahren zur Untersuchung des Patientenurins im 18. und 19. Jahrhundert rekonstruiert, zum anderen werden wesentliche Widerstände innerhalb der Medizin dargestellt, die sich im Prozess der Transformation der Harnprüfung von einem sinnlich qualifizierenden zu einem technisch quantifizierenden Procedere ergaben.
Es wird argumentiert, dass ein Kompromissgeflecht zwischen transdisziplinärer Öffnung, fachpolitischer Isolation und einer medizinischen Ansprüchen genügenden Genauigkeit von Messgeräten bei gleichzeitiger Handhabbarkeit und Finanzierbarkeit zur breiten Akzeptanz der Harnzuckermesstechniken führte.
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Metadaten
Titel
Technisierung der Sinne – von der Harnschau zur Urinanalyse
Das Beispiel der Harnzuckerbestimmung
verfasst von
M. Martin
Prof. Dr. H. Fangerau
Publikationsdatum
01.05.2009
Verlag
Springer-Verlag
Erschienen in
Die Urologie / Ausgabe 5/2009
Print ISSN: 2731-7064
Elektronische ISSN: 2731-7072
DOI
https://doi.org/10.1007/s00120-009-1956-x

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