Erschienen in:
13.06.2019 | Triage | Übersichten
„Triagierung“ – Ersteinschätzung von Patienten in der zentralen Notaufnahme
Eine Übersicht mit systematischem Review
verfasst von:
Univ.-Prof. Dr. M. Möckel, FESC, FAHA, S. Reiter, T. Lindner, A. Slagman
Erschienen in:
Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin
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Ausgabe 8/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
„Triagierung“ bedeutet die Ersteinschätzung eines bis dahin unbekannten Patienten mit einer akut aufgetretenen Gesundheitsstörung, die zunächst als medizinischer Notfall angesehen wird. Die Ersteinschätzung ist Teil eines primären „Assessments“, zu dem auch die Registrierung von administrativen Daten sowie eine räumliche Zuordnung gehören.
Zielsetzung
Ziel der Arbeit ist es, einen Überblick über die häufig verwendeten strukturierten Ersteinschätzungsinstrumente sowie die zugrunde liegende Evidenz für ihren Einsatz in einer Notaufnahme zu geben.
Methodik
Anhand einer systematischen Literaturrecherche in PubMed wurden 41 Artikel nach zuvor bestimmten Kriterien als Grundlage für diese Arbeit ausgewählt.
Ergebnisse
Die in Deutschland am häufigsten eingesetzten Ersteinschätzungssysteme sind der Emergency Severity Index (ESI) und das Manchester Triage System (MTS), für die wissenschaftliche Evidenz für ihre Richtigkeit und Zuverlässigkeit der Ersteinschätzung existiert. Goldstandards für das Erfassen der Dringlichkeit fehlen allerdings bisher, sodass eigene Kriterien für die tatsächliche Dringlichkeit zu definieren sind. Ausreichende Daten zur Festlegung eines Behandlungssektors oder der notwendigen Personalausstattung sind nicht vorhanden.
Schlussfolgerungen
Die strukturierte Ersteinschätzung mittels formalisierter Systeme ist allein ein unzureichendes Instrument zur Kategorisierung der Dringlichkeit bei Notfall- und Akutpatienten. Tatsächlich ist eine Kombination verschiedener Maßnahmen in einem interprofessionellen Team erforderlich. Ersteinschätzungssysteme und -prozesse erlauben es grundsätzlich nicht, Patienten ohne gründliche ärztliche Untersuchung in nachgelagerte Strukturen mit zeitlich nicht festgelegten Arztkontaktzeiten zu verweisen.