Erschienen in:
01.06.2008 | Originalien
Trigeminokardialer Reflex bei Hypophysenoperationen
Eine prospektive Pilotstudie
verfasst von:
A. Filis, B. Schaller, M. Buchfelder
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 6/2008
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Zusammenfassung
Hintergrund
Der trigeminokardiale Reflex (TCR) ist ein in der Neurochirurgie bis vor kurzem relativ wenig beachteter Hirnstammreflex, welcher nach Reizung eines der sensiblen Äste des Nervus trigeminus zu einem Abfall des mittleren arteriellen Blutdrucks (MAB) und der Herzfrequenz um mehr als 20% im Vergleich zum Basiswert führt.
Patienten und Methoden
Ziel dieser Arbeit war es, erstmals prospektiv das intraoperative Auftreten des TCR im Allgemeinen sowie bei transsphenoidalen Operationen im Speziellen zu dokumentieren und mögliche prädiktive Faktoren zu beschreiben. Letzteres sollte u. a. durch die Bestimmung ausgewählter biochemischer Blutparameter untersucht werden, welche ein mögliches ischämisches Geschehen nach Auftreten des TCR sowie auch vermutete neuroprotektive Mechanismen (sog. Ischämietoleranz) erfassen sollten.
Ergebnisse
An den untersuchten Patienten wurde ein TCR bei transsphenoidalen Hypophysenoperationen bei 4 von 40 Patienten nachgewiesen (10%): nach Eröffnung des Sinus cavernosus in 7,5%, beim Präparieren der nasalen Mukosa in 2,5%. Bleibende kardiovaskuläre Schädigungen oder ein schlechteres postoperatives Outcome durch das intraoperative Auftreten des TCR traten nicht auf. Es war eine Tendenz zu deutlich geringerem CRP-Anstieg nach Auftreten des TCR (32 vs. 14 mg/dl) bei präoperativ normalen CRP-Werten bei allen Patienten erkennbar, was zusammen mit den fehlenden klinischen Hinweisen auf ein ischämisches Geschehen als Hinweise auf neuroprotektive Mechanismen zu deuten ist. Es fand sich zudem eine Korrelation von TNF-α- und Noradrenalinwerten mit der Größe des Hypophysenadenoms. Nur bei einem der 4 Patienten mit TCR-Nachweis wurde Atropin zum Durchbrechen des Reflexes appliziert.
Schlussfolgerungen
Inwieweit neuroprotektive Mechanismen nach Auftreten des TCR aktiviert werden, kann anhand der vorliegenden Studie nicht abschließend beantwortet werden, auch wenn ein gewisser Trend erkennbar ist. Die prophylaktische Gabe von Atropin ist anhand unserer Daten – aufgrund des bekannten Nebenwirkungsprofils als auch des vermuteten Reflexbogens – nicht als alleinige Maßnahme zur Prophylaxe oder Therapie des TCR gerechtfertigt.