Erschienen in:
09.06.2022 | Neuroendokrine Tumoren | Leitthema
Kontroverse: asymptomatische kleine pankreatische neuroendokrine Neoplasien
Aktuelle Standards in Diagnostik und Therapie
verfasst von:
D. Wiese, D. K. Bartsch
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 8/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund
Bei inzwischen zunehmend diagnostizierten kleinen asymptomatischen sporadischen nichtfunktionellen pankreatischen neuroendokrinen Neoplasien (pNEN) besteht oft eine geringe oder unklare prognostische Relevanz der Erkrankung für das Überleben der Patienten.
Fragestellung
Sicherheit und Akzeptanz einer Beobachtungsstrategie vs. operativer Therapie bei kleinen, asymptomatischen nichtfunktionellen (NF-)pNEN.
Material und Methode
Darstellung und Auswertung der wesentlichen Originalliteratur und der entsprechenden nationalen wie europäischen Leitlinien.
Ergebnisse
Operationen kleiner NF-pNEN weisen Komplikationsraten von 15–32 % (Clavien-Dindo ≥ 3) und eine Mortalität von 3,6 % auf. Selbst bei pNEN < 2 cm bestehen in bis zu 11 % bereits Lymphknotenfiliae, deren prognostische Relevanz bei G1-pNEN im Vergleich zur aktiven Beobachtung bislang unklar bleibt. Durchschnittlich 14 % der Patienten mit kleiner NF-pNEN unter aktiver Beobachtung erhielten im Verlauf eine Resektion. Ein relevantes Tumorwachstum unter Beobachtung fand sich in < 20 % der Fälle. In allen gut selektionierten Serien fand sich keine neu aufgetretene distante oder lymphatische Metastasierung unter aktiver Beobachtung, insbesondere kein Fall einer metachron nicht mehr kurablen Erkrankung.
Diskussion
Auch kleine asymptomatische NF-pNEN haben ein geringes Metastasierungspotenzial, dessen klinische Relevanz prospektiv bisher nicht eindeutig geklärt ist. Eine kontrollierte Beobachtung dieser Tumoren ist zumindest eine Alternative zur sofortigen Tumorresektion. Insbesondere Patienten über 70 Jahre profitieren eher nicht von einer Resektion. Für und Wider einer Resektion sollten daher individuell mit dem Patienten abgewogen werden.