Erschienen in:
21.10.2020 | Originalarbeit
Über Verschwörungstheorien und ihre Anhänger
verfasst von:
Prof. Dr. Jürgen Körner
Erschienen in:
Forum der Psychoanalyse
|
Ausgabe 4/2020
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Zusammenfassung
In der aktuellen, intensiv geführten Debatte um die Corona-Pandemie und ihre Folgen haben sich zahlreiche Bürger zu Wort gemeldet, die den Äußerungen der Politiker und Wissenschaftler misstrauen und behaupten, das Virus sei von böswilligen Personen oder feindlichen Mächten absichtlich und aus egoistischen Interessen verbreitet worden. Derartige Verschwörungstheorien verbreiten sich immer dann, wenn Menschen überraschende und ängstigende Ereignisse zu verarbeiten haben. Dieser Beitrag bietet einen Überblick zur Geschichte der Verschwörungstheorien und geht der Frage nach, welche Personen aus welchen Gründen zu Verschwörungstheorien neigen. Aus einer psychodynamischen Perspektive handelt es sich um Menschen, die aus teilweise unbewussten Motiven dazu neigen, anderen feindselige Absichten zu unterstellen, gegen die sie sich auch mit Gewalt zur Wehr setzen müssen. Aus einigen Parallelen zu konflikthaften psychotherapeutischen Beziehungssituationen lassen sich erste Vorschläge ableiten, für einen konstruktiven Umgang mit Anhängern einer Verschwörungstheorie in pädagogischen oder politischen Kontexten.