In der topischen Prävention der akuten Radiodermatitis werden Zubereitungen mit Dexpanthenol oder Harnstoff von deutschsprachigen Fachkreisen in der Radioonkologie am häufigsten empfohlen und als am wirksamsten bewertet. Bei der Behandlung der strahlenbedingten Hautschäden liegen Topika mit Dexpanthenol oder Kortikosteroide vorn [1].
Mark Kostich | iStockphoto
Eine Radiodermatitis ist eine der häufigsten Nebenwirkungen in der Strahlentherapie – bis zu 95 % der Patient:innen sind davon betroffen. Sie kann am ganzen Körper auftreten und Lebensqualität, Adhärenz sowie Wirksamkeit der Behandlung beeinträchtigen [1].
In einer kürzlich im Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft publizierten Erhebung wurden Fachkreise in der Radioonkologie zu präventiven und therapeutischen Ansätzen bei akuter Radiodermatitis befragt (244 Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) an Universitätskliniken, nicht akademischen Krankenhäusern und Privatkliniken). 43% der Befragten waren Chef- oder Oberärzt:innen, die übrigen Radioonkolog:innen (28%), Assistenzärzt:innen (24%) sowie Pflegekräfte, Technische Assistent:innen etc. (5%) [1].
Die Auswertung der Antworten zeigte insgesamt, dass das Management der akuten Radiodermatitis in der deutschsprachigen Radioonkologie teilweise uneinheitlich ist und nicht immer evidenzbasiert erfolgt.
Prävention – topisch ja, systemisch nein
Aufgrund der meisten Erfahrung befürworteten 53% Dexpanthenol-haltige Tonika zur topischen vorbeugenden Behandlung. Etwa ein Drittel (30%) sprach sich für harnstoff-haltige Zubereitungen aus, aber ebenso viele sahen keine der topische Optionen als sinnvoll an. Elf Prozent der Befragten favorisierten Kortikosteroide. Als am wirksamsten in der Prävention wurden Dexpanthenol- und Harnstoff-haltige Topika eingeschätzt. Puder, ehemalig zur Vorbeugung der Radiodermatitis verwendet, wurde als unwirksam angesehen. Einig waren sich die Befragten bei systemischer Prävention, z.B. Zink oder Vitamin E als nicht wirksam einzustufen [1].
Therapie der akuten Radiodermatitis
Bei der Behandlung einer akuten Radiodermatitis lagen Dexpanthenol-haltige Topika bei den Fachkreisen mit 77% mit weitem Abstand vor anderen Empfehlungen. Platz 2 nahmen mit 47% Kortikosteroid- und Platz 3 Harnstoff-haltige Zubereitungen (36%) ein. Kortikosteroide wurden als am wirksamsten bewertet, dicht gefolgt von Dexpanthenol und danach die Low-Level-Lasertherapie, die allerdings nur selten empfohlen wurde [1].
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Etwa ein Drittel der Patient:innen ist im Rahmen einer Radiotherapie von einer feuchten Desquamation betroffen. Bei der Therapie der brüchigen, dünner werdenden Haut bevorzugen fast zwei Drittel der Befragten eine feuchte Therapie. 44% der Teilnehmenden setzen bei Grad 2 und 3 der feuchten Desquamation lokale Antiseptika wie Octenidin-Dihydrochlorid ein [1].
Fazit
Dexpanthenol-haltige Topika werden in der Vorbeugung (53%) und Therapie (77%) akuter Radiodermatitis von Fachkreisen der Radioonkologie im deutschsprachigen Raum am häufigsten empfohlen und als wirksam bewertet [1].
Literatur:
[1] Layer J et al. JDDG Dez 2023; doi: 10.1111/ddg.15279