Erschienen in:
01.03.2015 | Leitthema
Urogenitalfistel
Inzidenz, Ätiologie und Phänomenologie in Deutschland
verfasst von:
Prof. Dr. C. Hampel, A. Neisius, C. Thomas, J.W. Thüroff, F. Roos
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 3/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Vesikovaginalfisteln treten in Industrienationen deutlich seltener auf als in Schwellenländern des äquatorialen Fistelgürtels. Durch fehlende medizinische Schwangerschaftsbetreuung bei jungen Primaparae vor Abschluss des Wachstums hervorgerufene Geburtsfisteln gehören in Deutschland der Vergangenheit an, dafür treten v. a. iatrogene Blasen-Scheiden-Fisteln an deren Stelle. Steigende Operations- und Bestrahlungsfrequenzen, aber auch vergessene vaginale Fremdkörper oder ungehemmtes Tumorwachstum rufen sie v. a. bei älteren Patientinnen hervor. Komorbidität und senile Genitalatrophie erschweren die operative Therapie bei gleichzeitig schlechten Erfolgsaussichten einer konservativen passageren transurethralen Dauerableitung.
Methode
Die Diagnostik sollte frühzeitig erfolgen und sich ressourcenbewusst zunächst auf vaginale Einstellung, Zystourethroskopie und ggf. Blauprobe beschränken. Radiologische Untersuchungen oder gar Schnittbildgebung sind speziellen Fällen mit Verdacht auf eine Ureterovaginalfistel, widersprüchlichen Untersuchungsbefunden oder malignem Tumorwachstum als Fistelursache vorbehalten. Das chirurgische Armamentarium umfasst vaginale, abdominale und kombinierte Zugangswege und unterliegt den allgemeinen Prinzipien der Fistelchirurgie: Sicherung der Ostien, Separation der durch die Fistel verbundenen Organe, Exzision des Fistelkanals, spannungsfreie Vernähung nach ausreichender Gewebemobilisation und Interposition rezidivprophylaktischer Füllmaterialien.
Schlussfolgerung
Trotz erfolgreicher Fistelkorrektur kann wegen eines koinzidenten Sphinkterschadens eine postoperative Belastungsinkontinenz persistieren, welche eine zweizeitige Inkontinenzoperation oder im aussichtslosen Rezidivfall auch die Harnableitung erzwingen kann.