Zusammenfassung
Die operative Behandlung der Varikose hat sich in den letzten 20 Jahren mehr gewandelt als in den davorliegenden 150 Jahren seit Trendelenburg. Ist der technische und methodische Fortschritt wissenschaftlich betrachtet prinzipiell durchaus positiv zu werten, so ist jedoch nicht zu verkennen, dass die Entwicklung zur Methodenvielfalt von einem deutlichen Theoriedefizit begleitet ist. So haben wir registriert, dass die Protagonisten der klassischen Varizenoperation (KVO) die alten Prinzipien der operativen Behandlung der Varikose, nämlich vollständige Crossektomie und Entfernung der Refluxstrecke, weiterhin propagieren, wohingegen die Vertreter der endovenösen Techniken zwar die Refluxstrecke ausgeschaltet wissen wollen, aber die vollständige Crossektomie für nicht erforderlich halten. Um die Verwirrung vollständig zu machen, ist es bei den Protagonisten der CHIVA-Methodik nochmals anders. Die Einführung der endovenösen Verfahren in den 1990er-Jahren war begleitet von einer unnötig heftigen Diskussion um Vorteile und Nachteile der offenen Chirurgie im Vergleich zu den endovenösen Techniken. Die ohne entsprechende Belege geübte Aussage, dass die endovenösen Verfahren grundsätzlich „besser“ seien als die KVO, konnte anhand der inzwischen vorliegenden mittelfristigen Ergebnisse der endovenösen Verfahren in Bezug auf die hämodynamischen Ergebnisse und die Rezidivhäufigkeit nicht aufrechterhalten werden. Vielmehr ist hier von einer Gleichwertigkeit auszugehen.