Erschienen in:
01.12.2012 | Originalien
Veränderungsmotivation bei Patienten mit chronischer Schmerzerkrankung nach einer multidisziplinären Behandlung
Die kurz- und langfristige Entwicklung
verfasst von:
A. Küchler, R. Sabatowski, U. Kaiser, Dipl.-Psych.
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 6/2012
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Zusammenfassung
Hintergrund
Positive Zusammenhänge zwischen der Höhe der Veränderungsmotivation nach dem transtheoretischen Modell (TTM) und Therapieerfolgskriterien werden angenommen und wurden teilweise bereits bestätigt. Für einen dauerhaften Therapieerfolg erscheint die Bereitschaft für ein selbstständiges aktives Schmerzmanagement unabdingbar. So stellt neben der Verbesserung der Lebensqualität der Patienten auch eine Steigerung der Motivation ein wichtiges Ziel der Behandlung des UniversitätsSchmerzCentrums (USC) Dresden dar. In dieser Studie wurde untersucht, wie sich die Veränderungsmotivation im Verlauf der schmerztherapeutischen Behandlung und bis zu 2 Jahre danach entwickelt. Zusammenhänge mit dem Therapieerfolg wurden ebenfalls betrachtet.
Material und Methoden
Insgesamt wurden die Daten von 169 Patienten, die an einer 4-wöchigen multidisziplinären Schmerztherapie im teilstationären Setting des USC teilnahmen, in die Studie einbezogen. Neben dem Freiburger Fragebogen – Stadien der Bewältigung chronischer Schmerzen (FF-STABS) wurde zu 6 Zeitpunkten (Therapiebeginn, Therapieende, Auffrischungswoche nach 10 Wochen sowie nach 6, 12 und 24 Monaten) ein umfassendes schmerzdiagnostisches Inventar eingesetzt, das u. a. den Pain Disability Index (PDI), den Fragebogen zum Gesundheitszustand (SF-36) und die Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) beinhaltete. Die statistische Analyse erfolgte mithilfe von SPSS 16.0 anhand nichtparametrischer Verfahren und einer 1-faktoriellen Varianzanalyse.
Ergebnisse
Es ließen sich signifikante Unterschiede in der Veränderungsmotivation zwischen Therapiebeginn und allen Folgezeitpunkten feststellen. Dabei war die Veränderungsbereitschaft der Patienten auch nach 2 Jahren im Mittel höher als zu Therapiebeginn. Eine differenzierte Betrachtung ergab allerdings, dass ein kleiner Teil der Patienten keine Änderung oder gar eine Verringerung der Motivation aufwies. Nach der Auffrischungswoche blieb die vorhandene Motivationslage unabhängig von der Richtung der Veränderung stabil. Bezüglich der Therapieerfolgskriterien zeigten sich signifikante kurz- und langfristige Verbesserungen nach Therapieende. Bei einzelnen Outcomeparametern ließen sich positive Assoziationen zur Motivation nachweisen.
Schlussfolgerungen
Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass sich die Therapie der Schmerztagesklinik des USC insgesamt günstig auf die Motivation und allgemeine Lebensqualität der Patienten auswirkt. Dieser Effekt scheint sich auch langfristig zu stabilisieren. Da bei einigen Patienten die Motivation jedoch unverändert bleibt oder sinkt, stellt sich die Frage, worin genau sich jene Patienten unterscheiden und ob motivationsspezifische Interventionen vor der Tagesklinikbehandlung hilfreich wären.