Erschienen in:
25.01.2021 | Volumenersatz | Leitthema
Akutes Nierenversagen bei Sepsis
verfasst von:
Prof. Dr. Steffen Mitzner
Erschienen in:
Die Nephrologie
|
Ausgabe 2/2021
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Zusammenfassung
Das akute Nierenversagen bei Sepsis (septisches akutes Nierenversagen, sANV) ist mit etwa 50 % der Fälle die am häufigsten auftretende ANV-Form auf Intensivstationen. Zumindest initial liegt ein überwiegend funktionelles Versagen mit normalem oder erhöhtem renalen Blutfluss, Gefäßendothelschäden, mikrovaskulärem Shunting und Tubuluszellstress durch glomerulär filtrierte, proinflammatorische Substanzen (PAMP [„pathogen-associated molecular pattern“]/DAMP [„damage-associated molecular pattern“]) vor. Schockinduzierte Ischämie und direkte Effekte von Nephrotoxinen können verstärkend wirken. Die Diagnose des sANV beruht auf der Bestimmung von Serumkreatinin und Urinausscheidung, sie bildet die Schnittmenge der entsprechenden Konsensusdefinitionen nach Sepsis‑3 (The Third International Consensus Definitions for Sepsis and Septic Shock) und KDIGO (Kidney Disease: Improving Global Outcomes). Eine spezifische Therapie existiert bis heute nicht. Daher kommen der frühen Risikostratifizierung und Prävention besondere Bedeutung zu. Bei manifestem sANV sind abgewogenes Flüssigkeitsmanagement in Kombination mit Vasopressoren tragende Säulen der Therapie. Neben Noradrenalin werden derzeit Vasopressin und Angiotensin II klinisch untersucht. Nierenersatzverfahren werden bei fortgeschrittenem Funktionsverlust eingesetzt. Krankenhausüberlebende sANV-Patienten haben ein deutlich erhöhtes Risiko für chronisches Nierenversagen und Sterblichkeit. Dies gilt insbesondere für Patienten, bei denen ein Nierenersatzverfahren eingesetzt wurde. Eine nephrologische Nachbetreuung ist empfehlenswert.